AquaRichtig fabuliert weiter. Aus dem Gesamtzusammenhang entnehme ich, dass man bei AquaRichtig auf die Thematik Entcarbonisierung – oder pragmatisch betrachtet die Senkung von Karbonathärte und pH-Wert – mit Mineralsäuren hinaus will und an meine bisherigen Beiträge dazu anknüpft. Damit verfehlt der gesamte Beitrag das Thema und sein Ziel. Nichts neues also bei AquaRichtig.
Denn der Titel des von AquaRichtig zitierten und als Anknüpfungspunkt verwendeten Form-Fadens lautet „Hilfe! Wie senkt man den GH Wert??“ Zwar setzen sich die Beiträge im Faden selbst mit der Entcarbonisierung auseinander, aber allein um zu erläutern, was tatsächlich passiert, und weil deshalb das angestrebte Ziel
, nämlich die Wasserhärtesenkung = Senkung der Gesamthärte, mit der angedachten Methode gerade nicht möglich ist. Zur Auffrischung für AquaRichtig: der GH-Wert ist die Gesamthärte. Die Gesamthärte ist die Menge aller im Wasser gelösten Erdalkalimetallsalze. Die Erdalkalimetalle sind die Elemente der fünften Hauptgruppe des Periodensystems der Elemente. Von praktischer Bedeutung in natürlichen Wässern sind im Süßwasser insbesondere Calcium und Magnesium, im Meerwasser daneben noch Strontium. Die Gesamthärte wird gemessen als Konzentration der Erdalkalimetall-Ionen und in der Aquaristik als ° dGH (Grad deutscher Gesamthärte) angegeben.
Die Gesamthärte lässt sich weder mit pH/KH-Minus-Produkten noch mit Mineralsäuren wie Salzsäure oder Schwefelsäure senken.
Da, wie aufgeführt, die Gesamthärte durch die Konzentration der Erdalkalimetall-Salze beziehungsweise Erdalkalimetall-Ionen bestimmt wird, und diese durch die Methode unverändert bleibt, findet folgerichtig keine Enthärtung oder Senkung der Gesamthärte statt. Chemisch stellt sich dies, am Beispiel von Calcium und Salzsäure, wie folgend dar:
- Ca2+ + [HCO3–]2 + 2 H+ + 2 Cl– → Ca2+ + 2 Cl– + 2 CO2 + 2 H2O
Bei der Reaktion wird in der Summe also Calciumhydrogencarbonat Ca[HCO3]2 in Calciumchlorid CaCl2 umgesetzt, wobei Wasser H2O und Kohlendioxid CO2 gebildet werden.
Da es nicht möglich ist, auf diesem Wege die Gesamthärte im Wasser zu senken, spricht es nicht für den betreffenden Händler, wenn er ph/KH-Minus-Produkte empfiehlt, um die Gesamthärte zu senken. Diese Produkte senken zwar die Karbonathärte, oder genauer das Säurebindevermögen bis pH 4,3 oder die Hydrogencarbonat-Konzentration im Wasser. Die Wasserhärte bleibt aber unverändert.
AquaRichtig greift meine Äußerung, dass die Entcarbonisierung zum „Enthärten“ des Wassers aus oben bereits genannten Gründen eine ungeeignete Methode sei, auf, und meint dazu, wenn AquaRichtig das gleiche schreibt ist es seltsamerweise Blödsinn – merkwürdig, oder nicht?
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Das Problem daran ist, dass man bei AquaRichtig in diesem Punkt jedenfalls genau nicht das gleiche schreibt. Tatsächlich hat AquaRichtig die Nichteignung der Entcarbonisierung mit Mineralsäuren zur Senkung der Wasserhärte (Gesamthärte ≡ Enthärtung) bisher in der Kritik der Methode in keinem Wort erwähnt. Bisher hat AquaRichtig darin lediglich auf die Verätzungsgefahr für die Fische und die steigende Chlorid-Konzentration (was auch lediglich bei der Verwendung von Salzsäure, nicht aber bei den anderen Mineralsäuren zutrifft) abgestellt.
Entcarbonisierung mit Mineralsäuren
Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob die Entcarbonisierung mit Mineralsäuren wie von AquaRichtig pauschal als hirnrissige Methode
diffamiert und damit grundsätzlich abgelenht wird, oder ob man auf die mit der Methode verbundenen Gefahren hinweist und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen und Anwendungsempfehlungen (Im Becken selbst sollte man mit Säuren […] zur Entkarbonisierung nicht arbeiten, das kann ganz böse ins Auge gehen
) ausspricht. Bei AquaRichtig gilt für die Entcarbonisierung mit Mineralsäuren sinngemäß „auf gar keinen Fall“, bei mir „lieber nicht direkt im Aquarium“.
Aus welcher meiner Äußerungen man bei AquaRichtig ableitet, dass ich Triefende Schleimhäute bei Diskus durch Salzsäure […] auch für eine Erfindung von AquaRichtig
halte, darf man mir von dort auch gern zeigen. Es gibt nämlich weder dem Wortlaut noch dem Sinn nach eine Äußerung von mir, die ausdrückt, dass ich Triefende Schleimhäute bei Diskus durch Salzsäure […] auch für eine Erfindung von AquaRichtig
halte. Im Gegenteil, ich halte es nicht nur für plausibel, sondern quasi für unvermeidbar, dass man bei einem nonchalanten Einsatz von Salzsäure, anderen Mineralsäuren oder Wasser aus einem stark sauren Kationentauscher direkt im Aquarium, die Schleimhäute der Fische darin verätzt.
Meta-Diskussion
Eigentliches Ziel des Beitrags ist es offenbar, mich der Lüge zu überführen. Lüge ist aber ein Wort, das bei AquaRichtig inflationär gebraucht wird. Zudem ist es offenbar wiederum ein Wort, das man bei AquaRichtig semantisch nicht überblickt. Man benutzt die Vokabel offenbar, ohne sich über ihren Aussagegehalt und ihre Bedeutung im Klaren zu sein. Eine Lüge ist nämlich nicht lediglich wertungsfrei eine unwahre Tatsachenbehauptung, sondern eine mit Vorsatz und in vollem Bewusstsein ihrer Unwahrheit geäußerte unwahre Tatsachenbehauptung zum Zwecke der Täuschung.
Wenn man also bei AquaRichtig mein eigenes Wort als scharfes Schwert gegen mich selbst verwenden will, um mich der Lüge zu überführen, dann sollte man schon darauf achten, dass These und Argumentation zusammenpassen. Argumente und Belege, die nicht zur These passen, sind nämlich keine Beweise, weil sie nicht verfangen. Sonst ist das scharfe Schwert ganz schnell stumpf. Denn eine Aussage als Lüge zu bezeichnen, die objektiv wahr ist, geht bereits fehl. Gleiches gilt, wenn angebliche Lüge und tatsächliche Aussage im Gehalt nicht übereinstimmen.
Es mag auch sein, dass ich irgendwann einmal Aussagen gemacht habe, die im Widerspruch zu meinen heutigen Ansichten stehen. Das kann nach 10, 15, 20 Jahren schon mal passieren. Eine davon ist beispielsweise die Haltung von sogenannten „Weichwasserfischen“ in „hartem“ Wasser. Aber vielleicht ist es ja bei AquaRichtig auch eine psychische Störung, seine Ansicht zu einer Sache aufgrund von guten Argumenten und Fakten zu ändern. Das würde zumindest einiges erklären.
Zu den nicht-falschen Themen von AquaRichtig habe ich mich bereits in diesem Beitrag geäußert. Scheint bei AquaRichtig nicht durchgedrungen zu sein.
Nachtrag
In der Replik von AquaRichtig auf obige Zeilen ist unter anderem die folgende Passage enthalten:
„Salzsäure ist Heute chemisch demnach etwas anderes als vor Jahren und kann nun bedenkenlos eingesetzt werden“
Ja, Strohmänner basteln ist wohl ein Hobby oder eine Pausenbeschäftigung bei AquaRichtig. Oder liegts doch am mangelnden Textverständnis? „Mach das besser nicht direkt im Aquarium“ ist dasselbe wie „Kannst Du bedenkenlos reinkippen“ oder „Das ist eine hirnrissige Methode“. In AquaRichtigstan mag das ja so sein. Letzlich betrachtet, kommt AquaRichtig aber zu der überzogenen Beurteilung als eine hirnrissige Methode
, statt besonnen lediglich von der direkten Anwendung im Aquarium abzuraten. Beim Wasser aus einem stark sauren Kationentauscher als, im Blick auf die Aspekte Säureeigenschaft und Verätzungsgefahr für die Fische gleichweritgen Methode, kommt man jedoch nicht zu diesem Urteil der radikalen Ablehnung. Was allerdings im Hinblick auf die Beurteilung der Entcarbonisierung mit – beispielsweise! – Salzsäure nur folgerichtig und konsequent wäre.
Mineralsäuren sind gerade deshalb keine geeignete Methode um das Wasser zu enthärten, weil sie genau das nicht tun. Nun kann man zwar darauf abstellen, dass die Karbonathärte gesenkt und damit auch die Wasserhärte gesenkt werde. Tatsächlich wird aber, um im Begriffsgefüge der Wasserhärte zu bleiben, lediglich der Anteil der Karbonathärte an der Gesamthärte verringert und der Anteil der permanenten Wasserhärte oder Nicht-Karbonathärte entsprechend erhöht. Mit dem Verweis auf die gesenkte Karbonathärte wird also lediglich die Doppeldeutigkeit des Karbonathärtebegriffs in der Aquaristik für semantische Taschenspielertricks ausgenutzt.
Ich brauche auch keinen Zuspruch von Jubelpersern, Claqueuren oder Fanboys und -girls. Ich habe da etwas besseres: Fakten und Evidenz. Tonnenweise! Letztlich kämpft AquaRichtig einen aussichtslosen Kampf… nämlich den gegen die Wirklichkeit.