AquaRichtig und H.-J. Krause

Bei AquaRichtig hat man anscheinend ein gespaltenes Verhältnis zu Krauses „Handbuch Aquarienwasser“:

„Auch H. J. Krause, sicher für Aquarianer glaubwürdiger als irgendwelche notorischen Besserwisser, führt an, dass es zu Problemen im Aquarium führt wenn das Wasser vorwiegend Natriumhydrogencarbonat, statt der wichtigen Erdalkali-Ionen enthält.“

[AquaRichtig: Natriumhydrogenkarbonat zum aufhärten der Karbonathärte oder doch nicht?]

„Auch H. J. Krause, mit dem wir in vielen Dingen nicht konform gehen, berichtete in seinen Aquarienhandbuch, dass die Harze im indirekten Wasserwechsel schaden nehmen würden.“

[AquaRichtig: Vollentsalzer oder Osmose-Anlage – Pro und Contra]

Allgemein ausgedrückt: Wenn ein Autor AquaRichtig (zumindest vermeintlich) nach dem Mund redet, ist er glaubwürdiger als irgendwelche notorischen Besserwisser oder über jeden Zweifel erhaben. Stehen die Äußerungen im Widerspruch zur bei AquaRichtig vertretenen Ansicht, geht man mit ihm in vielen Dingen nicht konform.

AquaRichtig und das Prädikat „wissenschaftlich fundiert“

AquaRichtig erhebt den Anspruch, wissenschaftlich fundierte Informationen zu Fragen und Problemen rund um die Süßwasseraquaristik zu bieten. Dieser Anspruch manifestiert sich unter anderem darin, dass AquaRichtig wissenschaftliche Quellen heranzieht, um die eigenen Behauptungen zu untermauern oder man sich auf (angebliche) akademische Expertenaussagen beruft. Weiterhin manifestiert sich der Anspruch ausdrücklichen Wortes in Formulierungen wie wissenschaftlich fundierte Berichte, es wissenschaftlich fundiert zu erklären oder wissenschaftlich nachgewiesen. AquaRichtig erhebt also insgesamt den Anspruch, die eigenen Ausführungen spiegelten im Kern den Konsens der Wissenschaft zum jeweiligen Sachverhalt wieder.

Diesen selbst erhobenen Anspruch erfüllt aber AquaRichtig nicht. Die Ausführungen widersprechen dem Stand der Wissenschaft zum jeweiligen Sachverhalt oft eklatant und negieren mitunter fundamentale Naturgesetze.

AquaRichtig und die eigene Erfahrung

Bei AquaRichtig legt man unbestreitbar sehr großen Wert auf die subjektive (insbesondere positve) Erfahrung als Goldstandard des Erkenntnisgewinns und Bewertungsmaßstabs. Dadurch neigt man aber zu einem Erfahrungsfundamentalismus, der die subjektive Erfahrung zum Königsweg des Erkenntnsigewinn und Urteilsmaßstab stilisiert, die sie aufgrund ihrer Fehleranfälligkeit aber gerade nicht ist.

Dies lässst sich unter anderem daran erkennen, dass die Alltagserfahurng zu dem Schluss führen kann, dass die Erde eine Scheibe ist, weil der Wahrnehmungskontext der Alltagserfahrung in erster Nährung die Wahrnehmung der Erdkrümmung und damit die annähernde Kugelgestalt der Erde gar nicht ermöglicht. Erst genaue, systematische Beobachtungen und weitestgehend auf Selsbtbetrug und Denkfallen hin sensibilisertes und raffinertes Denken vermögen es, die subjektive Altagswahrnehmung als feheranfällig und oft irrig zu entlarven.

AquaRichtig und das Vorwissen in Biologie

AquaRichtig gibt an – im Gegensatz zu mir – nie behauptet zu haben, Vorwissen in Biologie zu besitzen. Mir ist allerdings schleierhaft, wie man Kunden mit Fragestellungen zu biologischen oder allgemein naturwissenschaftlichen Sachverhalten in der Aquaristik kompetent beraten kann, wenn man kein (Vor)wissen in diesen Bereichen besitzt.

Es ist zuerst einmal schleierhaft, was bei AquaRichtig genau mit der Formulierung Vorwissen in Biologie gemeint ist. Sofern der Verfasser darauf abstellen will, keine dahingehende formale Ausbildung genossen zu haben, so war dies auch nie Gegenstand meiner Kritik. Gerade ambitionierte Laien können sehr beachtliche Sachkompetenz und fundierte Wissensbestände in ihren Interessensgebieten besitzen.

Fundierte Kenntnisse bedingen ein kohärentes, in sich widerspruchsfreies und mit den Fakten vereinbares Modell der aufgegriffenen Sachverhalte. Dementsprechend ist auch die Darstellung dieser Sachverhalte in Beträgen über diese kohärent, widerspruchsfrei und mit den Fakten in Übereinkunft. Bei AquaRichtig ist das aber gerade nicht der Fall.
Zwar mögen einzelne Trivialbehauptungen zum jeweiligen Sachverhalt zutreffen, in der Gesamtbetrachtung ist die Darstellung aber dennoch meist fehlerhaft bis grob falsch.

Der gesamte Erkenntnisgewinn scheint bei AquaRichtig zudem dem Prinzip der ergebnisfixen Bestätigung, nicht der ergebnisoffenen Fragestellung zu folgen. Es heißt hier nicht Ist Nitrat essentiell für Pflanzen?, sondern Nitrat ist essentiell für Pflanzen! Dabei handelt es sich aber nicht um das Ergebnis einer sorgfältigen, kritischen Recherche, sondern um eine vorschnell festgelegte Überzeugung, die man danach nur noch weiter bestätigt haben will.
Bei AquaRichtig fehlt es offenbar insbesondere am erforderlichen kritischen Selbstzweifel als Kontroll- und Fehlererkennungs-Mechanismus. Als Mindestanspruch an Transparenz und Kritikfähigkeit wäre eine nachvollziehbare Darstellung erforderlich, die darlegt, wie man zu der jeweiligen Ansicht gelangt ist.

Aber auch die handwerkliche und argumentative Herangehensweise sind bei AquaRichtig äußerst unsauber. So sucht man konkrete, nachvollziehbare Verweise auf die einschlägige Literatur oder saubere Quellenangaben der tatsächlich referierten Quellen meist vergeblich. Statt Primärquellen zu bemühen, zieht man Aussagen aus zweiter und dritter Hand heran. Zusammengefasst muss man die Ausführungen als Aneinanderreihung argumentativer Fehlleistungen bezeichnen. AquaRichtig nutzt den argumentativen Nebelwerfer statt des Scharfschützengewehrs.

Bei AquaRichtig liegt eine eklatante Diskrepanz zwischen Selbstbild und Wirklichkeit vor. Da AquaRichtig das Selbstbild als kompetente Berater für aquaristische Fragen und Probleme auch nach außen transportiert und Kern der Firmenphilosophie und damit Platzierungsstrategie am Markt, ist es für das Auftreten des Unternehmens am Markt entscheidend.

Nebenbemerkung zur Replik von AquaRichtig

AquaRichtig fantasiert die implizite Behauptung zusammen, ich hätte diesen Beträg nach Veröffentlichung der dortigen Replik darauf wieder gelöscht:

„Wie süß, kurz nachdem wir diese Stellungnahme eingestellt hatten stellten wir fest, dass sein Beitrag schon wieder gelöscht war. Das ist typisch für Furmanek. Es wird gelöscht, was nicht passt und dann behauptet, es sei nie so gewesen. Mehr Armutszeugnis geht unserer bescheidenen Meinung nach nicht!“

Die Rohfassung dieses Beitrags habe bereits gestern Abend wieder auf den Status „Entwurf“ umgestellt, da ich sie am 10.07. nur irrtümlich veröffentlicht hatte. Zu diesem Zeitpunkt bestand dieser Beitrag ausschließlich aus dem ersten Absatz.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Replik von AquaRichtig am 12.07.2019 um 10:14 Uhr, wie aus der Time Stamp eindeutig hervorgeht, war diese Rohfassung also schon seit Stunden nicht mehr öffentlich sichtbar. Sofern man hier den Eindruck erwecken möchte, ich hätte meinen Beitrag erst als Reaktion auf die aquarichtigsche Replik hin gelöscht, ist man also auf dem Holzweg. Erneut ein Indiz dafür, wer es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt.