Um die behauptete Wirkung von effektiven Mikroorganismen (EM) auf die Wasserqualität in Aquarien und Teichen zu belegen, verweist AquaRichtig auf ein veterinärmedizinisch-mikrobiologisches Gutachten sowie einen Beitrag von TeutoKoi, der sich auf diesen stützt. Das Problem ist aber, dass besagtes Gutachten hinsichtlich Wasserqualität durch EM
gerade nicht belegt, dass die Wasserqualität durch den Einsatz von EM verbessert wurde. Es handelt sich schon mal ansich nicht um ein Gutachten, das überhaupt eine Aussage über die Wasserqualität macht. Tatsächlich ist die Wasserqualität nämlich überhaupt nicht Gegenstand der Untersuchung gewesen, sondern laut TeutoKoi Abstriche von einem Koi aus dem großen Becken und von einem Koi aus dem kleinen Becken
➚. Für einen Trottel wie mich ist deshalb nachvollziehbar, dass durch das Gutachten die behauptete Wirkung von EM (also explizit und unmittelbar der lebenden Mikroorgansismen) auf die Wasserqualität gerade genau nicht nachvollziehbar ist. Skeptische Trottel wie ich einer bin, glauben halt nicht jeden Scheiß, nur weil er zum Wunschdenken passt oder biegen sich irgendwas zu einem schlagenden Beweis zurecht.
Das Gutachten „belegt“ bestenfalls oder lässt zumindest die Vermutung zu, dass es womöglich Unterschiede in der mikrobiologischen Wasserqualität gibt. Konkret untersucht wurde die Wasserqualität selbst in besagtem mikrobiologischen Gutachten aber nicht. Tatsächlich belegt das Gutachten lediglich Unterschiede der mikrobiologischen Befunde an zwei konkret untersuchten Fischen. Woduch diese verursacht wurden, geht daraus aber gerade nicht hervor. Damit geht daraus auch nicht hervor, dass die EM ursächlich dafür sind. Was aber genau der Fall sein müsste, damit das Gutachten als schlagender Beweis für diese Behauptung gelten kann.
Dass die im verwendeten EM-Produkt enthaltenen Milchsäurebakterien die Wasserparameter verbessern, indem sie Nitrit und Ammonium abbauen, wie bei TeutoKoi behauptet, ist schon allein deshalb auszuschließen, weil Milchsäurebakterien überhaupt nicht zu den dazu erforderlichen Stoffwechselwegen fähig sind. Milchsäurebakterien sind obligat heterotroph, ernähren sich also von organischen Verbindungen, welche von anderen Organismen erzeugt wurden. Ihr wichtigstes Stoffwechselprodukt ist Laktat, also Milchsäure.
Nitrit und Ammonium werden von Nitrifikationsbakterien oxidiert. Bei diesen mit dem Präfixen Nitroso- und Nitro- gekennzeichnenten Bakterien, wie denen der Gattungen Nitrosomonas und Nitrobacter, handelt es sich allesamt um litoautotrophe Organismen. Sie ernähren sich also gänzlich von anorganischen Verbindungen.
Möglicherweise gehen die beobachteten Effekte nicht auf die Bakterien selbst, sondern auf die Milchsäure oder andere im Kulturmedium enthaltene mikrobielle Stoffwechselprodukte zurück. Dies könnte man feststellen, indem man die Effekte bakterienfrei filtrierter EM-Flüssigkeit oder auch Milchsäure als Reinsubstanz untersucht. Ob sich die in EM-Produkten enthalten Mikroorganismen unter den Umweltbedingungen im Aquarium oder Teich überhaupt etablieren können und somit ihre Wirkung durch kontinuierliche Ausscheidung der Stoffwechselprodukte dauerhaft entfalten können, ist ebenfalls fraglich. Hier scheitert es vermutlich bereits am erforderlichen Substrat, weil die nötigen Zucker zu einer wunderschönen Bakterienblüte führen.
Bei AquaRichtig ersucht man auch, die behaupteten Wirkungen durch Anekdoten, aus auch anderen Zusammenhängen, zu stützen:
„Abgesehen davon könnten wir ganz andere Berichte von Kunden und aus eigenem Kreis über die Wirkung von EM belegbar darstellen. Ein Kunde aus Spanien schickte vor vielen Jahren drei kleine Flaschen EM an uns. Hier dachten wir auch erst einmal, dass dieser spinnt und uns einen Bären aufbinden will wie Furmanek es mit Aquarianern macht. Wir belasen uns trotzdem dazu und testeten es in Aquarien mit verblüffenden Erfolgen. Der von Furmanek erwähnte Herr S. hatte über Jahrzehnte einen dicken verhornten Knubbel am linken Ellbogen der immer wieder aufriss und keine Salben oder was auch immer halfen dagegen, Mit EM täglich eingerieben verschwand dies innerhalb von wenigen Wochen und trat bis Heute nicht mehr auf“.
Mag sein. Das ist zwar nicht Esotherik und Quatsch
, aber trotzdem sind es lediglich Anekdoten. Die sind zwar teilweise interessant und die beobachteten Effekte womöglich einer systematische Klärung würdig, was denn da genau passiert sein könnte und ob die Effekte reproduzierbar sind. Systematisch bedeutet mit Kontrollgruppen, entsprechender Anzahl an Probanden (nicht mit n = 1), Ausschluss anderer Ursachen für die beobachteten Effekte und so weiter. Bei eben diesen systematischen Klärungen sind die bisherigen Ergebnisse aber insgesamt betrachet sehr mau, was die von EM behaupteten Wirkungen und ihnen zugeschriebenen Wirkmechanismen angeht. Auch die vielfach gepriesenen Wirkungen von EM zur Gewässersanierung lösen sich bei krtischer Betrachtung in Luft auf.