AquaRichtigs gesammelter Unsinn über…
Effektive Mikroorganismen

Um die behauptete Wirkung von effektiven Mikroorganismen (EM) auf die Wasserqualität in Aquarien und Teichen zu belegen, verweist AquaRichtig auf ein veterinärmedizinisch-mikrobiologisches Gutachten sowie einen Beitrag von TeutoKoi, der sich auf diesen stützt. Das Problem ist aber, dass besagtes Gutachten hinsichtlich Wasserqualität durch EM gerade nicht belegt, dass die Wasserqualität durch den Einsatz von EM verbessert wurde. Es handelt sich schon mal ansich nicht um ein Gutachten, das überhaupt eine Aussage über die Wasserqualität macht. Tatsächlich ist die Wasserqualität nämlich überhaupt nicht Gegenstand der Untersuchung gewesen, sondern laut TeutoKoi Abstriche von einem Koi aus dem großen Becken und von einem Koi aus dem kleinen Becken. Für einen Trottel wie mich ist deshalb nachvollziehbar, dass durch das Gutachten die behauptete Wirkung von EM (also explizit und unmittelbar der lebenden Mikroorgansismen) auf die Wasserqualität gerade genau nicht nachvollziehbar ist. Skeptische Trottel wie ich einer bin, glauben halt nicht jeden Scheiß, nur weil er zum Wunschdenken passt oder biegen sich irgendwas zu einem schlagenden Beweis zurecht.

Das Gutachten „belegt“ bestenfalls oder lässt zumindest die Vermutung zu, dass es womöglich Unterschiede in der mikrobiologischen Wasserqualität gibt. Konkret untersucht wurde die Wasserqualität selbst in besagtem mikrobiologischen Gutachten aber nicht. Tatsächlich belegt das Gutachten lediglich Unterschiede der mikrobiologischen Befunde an zwei konkret untersuchten Fischen. Woduch diese verursacht wurden, geht daraus aber gerade nicht hervor. Damit geht daraus auch nicht hervor, dass die EM ursächlich dafür sind. Was aber genau der Fall sein müsste, damit das Gutachten als schlagender Beweis für diese Behauptung gelten kann.

Dass die im verwendeten EM-Produkt enthaltenen Milchsäurebakterien die Wasserparameter verbessern, indem sie Nitrit und Ammonium abbauen, wie bei TeutoKoi behauptet, ist schon allein deshalb auszuschließen, weil Milchsäurebakterien überhaupt nicht zu den dazu erforderlichen Stoffwechselwegen fähig sind. Milchsäurebakterien sind obligat heterotroph, ernähren sich also von organischen Verbindungen, welche von anderen Organismen erzeugt wurden. Ihr wichtigstes Stoffwechselprodukt ist Laktat, also Milchsäure.

Nitrit und Ammonium werden von Nitrifikationsbakterien oxidiert. Bei diesen mit dem Präfixen Nitroso- und Nitro- gekennzeichnenten Bakterien, wie denen der Gattungen Nitrosomonas und Nitrobacter, handelt es sich allesamt um litoautotrophe Organismen. Sie ernähren sich also gänzlich von anorganischen Verbindungen.

Möglicherweise gehen die beobachteten Effekte nicht auf die Bakterien selbst, sondern auf die Milchsäure oder andere im Kulturmedium enthaltene mikrobielle Stoffwechselprodukte zurück. Dies könnte man feststellen, indem man die Effekte bakterienfrei filtrierter EM-Flüssigkeit oder auch Milchsäure als Reinsubstanz untersucht. Ob sich die in EM-Produkten enthalten Mikroorganismen unter den Umweltbedingungen im Aquarium oder Teich überhaupt etablieren können und somit ihre Wirkung durch kontinuierliche Ausscheidung der Stoffwechselprodukte dauerhaft entfalten können, ist ebenfalls fraglich. Hier scheitert es vermutlich bereits am erforderlichen Substrat, weil die nötigen Zucker zu einer wunderschönen Bakterienblüte führen.

Bei AquaRichtig ersucht man auch, die behaupteten Wirkungen durch Anekdoten, aus auch anderen Zusammenhängen, zu stützen:

„Abgesehen davon könnten wir ganz andere Berichte von Kunden und aus eigenem Kreis über die Wirkung von EM belegbar darstellen. Ein Kunde aus Spanien schickte vor vielen Jahren drei kleine Flaschen EM an uns. Hier dachten wir auch erst einmal, dass dieser spinnt und uns einen Bären aufbinden will wie Furmanek es mit Aquarianern macht. Wir belasen uns trotzdem dazu und testeten es in Aquarien mit verblüffenden Erfolgen. Der von Furmanek erwähnte Herr S. hatte über Jahrzehnte einen dicken verhornten Knubbel am linken Ellbogen der immer wieder aufriss und keine Salben oder was auch immer halfen dagegen, Mit EM täglich eingerieben verschwand dies innerhalb von wenigen Wochen und trat bis Heute nicht mehr auf“.

Mag sein. Das ist zwar nicht Esotherik und Quatsch, aber trotzdem sind es lediglich Anekdoten. Die sind zwar teilweise interessant und die beobachteten Effekte womöglich einer systematische Klärung würdig, was denn da genau passiert sein könnte und ob die Effekte reproduzierbar sind. Systematisch bedeutet mit Kontrollgruppen, entsprechender Anzahl an Probanden (nicht mit n = 1), Ausschluss anderer Ursachen für die beobachteten Effekte und so weiter. Bei eben diesen systematischen Klärungen sind die bisherigen Ergebnisse aber insgesamt betrachet sehr mau, was die von EM behaupteten Wirkungen und ihnen zugeschriebenen Wirkmechanismen angeht. Auch die vielfach gepriesenen Wirkungen von EM zur Gewässersanierung lösen sich bei krtischer Betrachtung in Luft auf.

Fixe Ideen bei AquaRichtig
Heute: Furmanek unterstellt, dass AquaRichtig nur Vollentsalzer oder Teilentsalzer verkaufen will, obwohl es auch billiger geht

Bei AquaRichtig ist man der Ansicht, dass ich gegen Wasseraufbereitung von Aquarienwasser mit Vollentsalzern oder Teilentsalzern bin, weil es auch billiger geht. Eine derartige Stoßrichtig meiner Argumentation ist mir unbekannt. Folgerichtig kann man sie mangels solcher Äußerungen meinerseits bei AquaRichtig auch nicht dokumentieren. Entscheidend ist für nicht in erster Linie, dass es billiger geht, sondern, dass es einfacher geht. Am einfachsten überhaupt ist es nämlich, gänzlich auf eine – wie auch immer geartete – chemische Wasseraufbereitung von Aquarienwasser zu verzichten. Weil sie oft gar nicht erforderlich ist.

Meine Kritik an AquaRichtig speist sich in diesem Aspekt also darin, dass die Wasseraufbereitung mittels Ionentauschern, wie man sie bei AquaRichtig als sinngemäß zwingend erforderlich propagiert, vielfach tatsächlich nicht erforderlich ist. Zugespitzt formuliert, erhält der geneigte Leser durch AquaRichtig den Eindruck, ein Tierquäler zu sein, wenn er sein Aquarienwasser nicht derartig aufbereitet.

Ich habe überhaupt nichts gegen die Aufbereitung von Aquarienwasser, mit welcher Methode auch immer. Ich besitze selbst verschiedene Ionentauscher zur Teil- und Vollentsalzung oder selektiven Aufbereitung. Ich habe sogar irgendwo noch eine alte Umkehrosmoseanlage. Ob sie es noch tut, sei mal dahingestellt. Kann man mal sehen, was man so alles für nicht vorhandene Aquarien in 30 Jahren aquarienloser Aquaristik ansammelt.

Nur muss auch eine entsprechende einzelfallbezogene Indikation vorliegen. Dazu gehört zum einen eine im Einzelfall objektive Erfordernis für die Wasseraufbereitung und zum anderen eine im Einzelfall gegebene objektive Zweckmäßigkeit der jeweiligen Methode. Es muss also einerseits erforderlich sein, das Wasser – ob nun im konkreten Fall mit Mineralsäure, Aufhärtesalzen, Umkehrosmose, Teil- oder Vollentsalzung oder sonstwie – aufzubereiten und das damit angestrebte Ziel muss durch die gewählte Methode auch erreichbar sein. So ist die Entcarbonisierung mit Mineralsäuren keine geeignete Methode, ein Wasser weicher zu bekommen, weil sich an der Wasserhärte (lies: Gesamthärte) nichts ändert.

Zudem muss die Zweckmäßigkeit bei mehreren infrage kommenden Methoden untereinander abgewogen werden. Dazu gehört das Verhältnis von Aufwand und Nutzen. Wenn also eine Methode in den entscheidenden Punkten vergleichbare Ergebnisse erzielt, aber einfacher ist – weil beispielsweise weniger Arbeitsschritte, Equipment, Zeitaufwand erforderlich ist – dann ist sie aufwändigeren Methoden vorzuziehen. Dazu gehört am Rande natürlich auch der pekuniäre Aspekt. Aber eben nur am Rande.

Die Darstellung von AquaRichtig geht also erneut an der Realität vorbei und verfehlt den Kern meiner Kritik um Lichtjahre.
AquaRichtig kann von mir aus daher Vollentsalzer oder Teilentsalzer verkaufen, bis man dort nach Gusto schwarz oder seelig wird. Nur sollte man es doch bitte nicht so darstellen, dass eine derartige Wasseraufbereitung im Aquarium zwingend erforderlich sei.

AquaRichtig und…
der Unterschied zwischen der Entkarbonisierung mit Mineralsäuren und stark saurem Kationenaustauscher

Bei AquaRichtig meint man, dass ich den Unterschied zwischen aufbereitetem Wasser aus stark saurem Kationenaustauscher und Salzsäure immer noch nicht kapiert hätte. Dabei kapiert man bei AquaRichtig aber offenbar nicht, dass

  1. ich mich auf Mineralsäuren allgemein beziehe und nicht nur auf Salzsäure allein und speziell.
  2. die Besonderheiten von Salzsäure bei den anderen Mineralsäuren nicht zutreffen und damit hier auch nicht als Gegenargument verfangen.
  3. nicht die Unterschiede der Kern meiner Argumentation sind, sondern die entscheidenden Gemeinsamkeiten.
  4. es sich nämlich in allen Fällen um Mineralsäuren handelt.
  5. somit in allen Fällen grundsätzlich Verätzungsgefahr für die Aquarienfische besteht (triefende Schleimhäure bei Diskusfischen).
  6. damit im Hinblick auf diesen entscheidenden Punkt auch eine gleiche Gefahrenbeurteilunug erfolgen muss.
  7. auch nur unter bestimmten Bedingungen beim Remineralisiern von Wasser aus einem stark sauren Kationentauscher kein Ansieg der Chlorid-Konzentration stattfindet.

Die Bedingung ist, dass die Zusammensetzung des zum Remineralisieren und Neutralisieren des Mineralsäuregemisches aus einem stark sauren Kationentauscher verwendete Aufhärtesalz eine Zusammensetzung hat, die zumindest im Hinblick auf Hydrogencarbonat stöchiometrisch komplementär und im Hinblick auf Chlorid stöchiometrisch kongruent zum Ausgangswasser vor der Teilentsalzung ist. Es muss also gerade genau genug Hydrogencarbonat enthalten sein, um die Säuren zu neutralisieren, wobei gleichzeitig kein Anstieg der Chlorid-Konzentration erfolgen darf. Denn die gesamten im stark sauren Kationentauscher gegen H+ getauschen Kationen (Ca2+, Mg2+, Na+, K+ usw.) müssen – abzüglich der Karbonathärtebildner – mindestens ladungsequivalent neutralisert werden. Tatsächlich wird man einen Überschuss an Hydrogencarbonat benötigen, um einen Puffer im Wasser bereitzustellen.

Die Zusammensetzung des Aufhärte- oder Remineralisierungsssalzes müsste damit für jedes konkrete Wasser individuell sein. Aufhärtesalzmischungen enthalten aufgrund ihrer guten Löslichkeit aber meist Calciumchlorid und Magnesiumsulfat als Gesamthärtebildner und ihre Anionen-Zusammensetzung entspricht schon allein damit in der Regel nicht der des Ausgangswassers. Enthält das verwendete Aufhärtesalz proportional wenig Hydrogencarbonat, werden proportional mehr der anderen Ionenspezies ins Wasser gebracht werden müssen, um den nötigen Effekt zu erzielen. Am Ende hat man womöglich ein Wasser mit höherer Gesamthärte und höherer elektrischer Leitfähigkeit als vor der Aufbereitung.

Das Remineralisieren und Neutralisieren des Mineralsäuregemisches aus einem stark sauren Kationentauscher kann zudem nur mit dem erfolgen, was man bei AquaRichtig als Ersatzhydrogencarbonate betitelt. Denn die „echten“ Hydrogencarbonate der Erdalkalimetalle wie Magnesium- und Calciumhydrogencarbonat gibt es nicht als Feststoff. Es kann also auch kein Pülverchen geben, in welchem diese enthalten sind. Wie aber Ersatzhydrogencarbonate, die nach den Ausführungen von AquaRichtig denknotwendig gar kein Puffervermögen haben, die Mineralsäuren neutralisieren sollen, kann ich nicht nachvollziehen. Damit sind auch alle weiteren unerwünschten Effekte verbunden, die man bei AquaRichtig den Ersatz-Hydrogencarbonaten wie Natriumhydrogencarbonat andichtet. Man könnte in diesem speziellen Fall aber auf die ansonsten schlecht löslichen Erdalkalimetall-Carbonate wie Calciumcarbonat zurückgreifen. Durch die vorhandenen Mineralsäuren lösen sie sich nämlich in diesem speziellen Fall recht leicht. Diese sind aber aufgrund ihrer schlechten Löslichkeit regelmäßig nicht in handelsüblichen Aufhärtesalzmischungen enthalten.

AquaRichtig und…
ein eingebildetes Dilemma bei der Wasseraufbereitung

Bei AquaRichtig ist man im Beitrag Diskus Aquarium und Silikat-Kieselsäure im Leitungswasser der Auffassung, dass sich mit einem Vollentsalzer mit stark basischem Anionentauscherharz kein saures, vollentsalztes Wasser aufbereiten ließe:

„Mit [einem Vollentsalzer mit schwach basischen Anionentauscher] ist jeder gewünschte pH einstellbar, mit Mischbett (stark sauer, stark basisch) ein pH von ca. 7,0 nach Aufhärtung.“

Zur Kritik der aquarichtigen Ausführungen ist auch hier erforderlich, die Formulierungen sinnstiftend zu interpretieren, um sich überhaupt inhaltlich mit ihnen auseinandersetzen zu können.

Laut AquaRichtig sei ein pH von 6,2 [bei] Vollentsalzung stark sauer, stark basisch mit Kieselsäure-Entfernung […] nur mit speziellen Maßnahmen zu erreichen. Hier liegt für AquaRichtig das Dilemma vor, einen stark basischen Anionentauscher einsetzen zu müssen, um die Kieselsäure zu entfernen, aber damit ein Wasser mit etwa neutralem und nicht dem gewünschten sauren pH-Wert zu erhalten.

Ein Dilemma, wie man es bei AquaRichtig sieht, kann sich dabei allerdings allein durch den Denkfehler ergeben, dass der etwa neutrale pH-Wert des auf diese Weise vollentsalzten Wassers eine unveränderliche Tatsache sei. Damit geht man bei AquaRichtig somit wohl generell davon aus, dass in einem mit einem Vollentsalzer mit stark basichem Anionentauscher aufbereitetes Wasser ohne außergewöhnliche Maßnahmen kein saurer pH-Wert unter 7 einstellbar sei.

Allerdings lässt bereits der geringste Anstieg der CO2– und damit auch der Kohlensäure-Konzentration den pH-Wert in einem solchen praktisch ungepufferten Wasser in den sauren Bereich absinken. Deswegen bewertet man gänzlich ungepuffertes Wasser aufgrund des instabilen pH-Wertes auch als gefährlich. Selbst wenn solche aus praktischer Betrachtung als Reinstwasser zu bezeichnende Wässer geringfügig aufsalzt und puffert, wie man es bei AquaRichtig ja offenbar für ideal hält, genügen bereits moderate CO2-Konzentrationen, um den pH-Wert in den sauren Bereich zu drücken. Wie aus verschiedenen Äußerungen in anderen Beiträgen hervorgeht, sind diese Zusammenhänge des Kohlensäure-Hydrogencarbonat-Puffers bei AquaRichtig auch bekannt. So schreibt man im Beitrag CO2, Kohlenstoffdioxid im Aquarium:

„Im Aquarium gelöstes CO2 reagiert teils zu Kohlensäure die dann auch für die Senkung des pH-Wertes verantwortlich ist“.

Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die Zusammehänge von CO2-Konzentration und pH-Wert bei AquaRichtig bekannt sind.

Womöglich geht man aber auch irrigerweise davon aus, dass bei einem Vollentsalzer mit schwach basischen Anionentauscherharz nicht der CO2-Gehalt für den sauren pH-Wert des damit aufbereiteten Wassers ursächlich ist, sondern ein Teil der Säuren[] (= der zuvor im Kationentauscher entstandenen Mineralsäuren Salzsäure, Phosphorsäure, Schwefelsäure und Salpetersäure) ins Endprodukt gelangt und das so aufbereitete Wasser deshalb einen pH-Wert von ca. 4,5 – 5,0 aufweist. Der saure pH-Wert eines auf diese Weise aufbereiteten Wassers würde dann von AquaRichtig nicht auf das enthaltene CO2 und die damit assoziierte Kohlensäure zurückgeführt werden, sondern auf den Schlupf starker Säuren. Die einzigen Säure, die einen schwach basischen Anionentauscher regelmäßig passieren, sind Kohlensäure und Kieselsäure.

Da die Kohlensäure explizit erwähnt wird und hier offenbar nicht gemeint ist, und die Kieselsäure eine zu schwache Säure ist, um in realen Konzentrationen zu besagten Ergebnis zu führen, können damit denknotwendig im textlichen und prozessualen Kontext nur die zuvor im stark sauren Kationentauscher entstandenen Mineralsäuren gemeint sein. Chemisch ergibt dies wieder prozesstechnisch noch im Ergebnis Sinn. Ausgenommen im Falle eines überfahrenen Ionentauscherharzes ist ein Schlupf starker Mineralsäuren durch einen schwach basischen Anionentauscher unplausibel. Fände tatsächlich aus unerfindlichen Gründen regulär ein Schlupf von Mineralsäuren statt, wäre ein deutlich niedrigerer pH-Wert zu erwarten, da es sich um starke Säuren handelt. Um dies abschließend zu klären, wäre aber erforderlich zu wissen, was man bei AquaRichtig genau mit dem Teil der Säuren meint.

Bei der Reaktion mit einer ausreichend starken Säure entstehen aus einem Grad deutscher Karbonathärte oder 0,36 mmol/l Hydrogencarbonat etwa 16 mg/l CO2 (1 Millimol CO2 = 44 mg; 1°d KH = 0,36 mmol HCO3; 1° KH ≡ 0,36 mmol CO2; 44 mg/mmol × 0,36 = 15,84 mg). Genau dies passiert sowohl im schwach als auch im stark sauren Kationentauscher und damit auch in jedem Vollentsalzer, unabhängig von der Bestückung. Bei einem Vollentsalzer mit schwach basischem Anionentauscher hat das aufbereitete Wasser bei einem Rohwasser mit 10°d KH bei Austritt aus der VEA also eine rechnerische CO2-Konzentration von etwa 160 mg/l. Ein solches Wasser weist einen pH-Wert um 4 bis 5 auf.

Bei einem Vollentsalzer mit stark basischem Anionentauscher wird die vom Kationentauscher erzeugte Kohlensäure und das mit ihr assoziierte Kohlendioxid gegen Hydroxid-Ionen getauscht. Ein derartig aufbereitetes Wasser ist somit praktisch frei von Kohlendioxid und Kohlensäure und weist im Idealfall einen pH-Wert von exakt 7,0 auf. Bei Mischbettvollentsalzern werden regelmäßig stark basische Anionentauscherharze eingesetzt. Sie produzieren also ebenfalls ein nahezu reines, CO2-freies Wasser mit einem pH-Wert von 7,0.

Auch propagiert AquaRichtig wieder die fixe Idee des indirekten Wasserwechsels. Bei AquaRichtig macht man, um einen Schritt zu tun (= den gewünschten pH-Wert von 6,2 einstellen, in dem die CO2-Konzentration angehoben wird), fünf nach vorn (Hydrogencarbonat-Konzentration = „Karbonathärte“ erhöhen) und wieder vier (Karbonathärte mit stark saurem Kationetauscher in CO2 respektive Kohlensäure umsetzen) zurück.

Die Frage, ob ein pH-Wert von 6,2 erforderlich ist, wie behauptet und ob CO2-Zugabe der Königsweg ist, um den pH-Wert im Aquariumwasser einzustellen, sei hier außen vor gelassen. In der Quintessenz sind die Maßnahmen, die man bei AquaRichtig vorschlägt, lediglich dahingehend speziell oder außergewöhnlich, dass sie außergewöhnlich kompliziert sind. Nebenbei bemerkt ist es interessant, dass man die Entcarbonisierung mittels direktem Einsatz von Mineralsäuren oder Natriumhydrogensulfat ablehnt, aber offenbar kein Problem damit hat, wenn dies quasi unbemerkt mittels stark saurem Kationentauscher passiert.

AquaRichtigs Unsinn über…
Wasserenthärtung mit Mineralsäuren

AquaRichtig fabuliert weiter. Aus dem Gesamtzusammenhang entnehme ich, dass man bei AquaRichtig auf die Thematik Entcarbonisierung – oder pragmatisch betrachtet die Senkung von Karbonathärte und pH-Wert – mit Mineralsäuren hinaus will und an meine bisherigen Beiträge dazu anknüpft. Damit verfehlt der gesamte Beitrag das Thema und sein Ziel. Nichts neues also bei AquaRichtig.

Denn der Titel des von AquaRichtig zitierten und als Anknüpfungspunkt verwendeten Form-Fadens lautet „Hilfe! Wie senkt man den GH Wert??“ Zwar setzen sich die Beiträge im Faden selbst mit der Entcarbonisierung auseinander, aber allein um zu erläutern, was tatsächlich passiert, und weil deshalb das angestrebte Ziel, nämlich die Wasserhärtesenkung = Senkung der Gesamthärte, mit der angedachten Methode gerade nicht möglich ist. Zur Auffrischung für AquaRichtig: der GH-Wert ist die Gesamthärte. Die Gesamthärte ist die Menge aller im Wasser gelösten Erdalkalimetallsalze. Die Erdalkalimetalle sind die Elemente der fünften Hauptgruppe des Periodensystems der Elemente. Von praktischer Bedeutung in natürlichen Wässern sind im Süßwasser insbesondere Calcium und Magnesium, im Meerwasser daneben noch Strontium. Die Gesamthärte wird gemessen als Konzentration der Erdalkalimetall-Ionen und in der Aquaristik als ° dGH (Grad deutscher Gesamthärte) angegeben.

Die Gesamthärte lässt sich weder mit pH/KH-Minus-Produkten noch mit Mineralsäuren wie Salzsäure oder Schwefelsäure senken.

Da, wie aufgeführt, die Gesamthärte durch die Konzentration der Erdalkalimetall-Salze beziehungsweise Erdalkalimetall-Ionen bestimmt wird, und diese durch die Methode unverändert bleibt, findet folgerichtig keine Enthärtung oder Senkung der Gesamthärte statt. Chemisch stellt sich dies, am Beispiel von Calcium und Salzsäure, wie folgend dar:

  • Ca2+ + [HCO3]2 + 2 H+ + 2 Cl → Ca2+ + 2 Cl + 2 CO2 + 2 H2O

Bei der Reaktion wird in der Summe also Calciumhydrogencarbonat Ca[HCO3]2 in Calciumchlorid CaCl2 umgesetzt, wobei Wasser H2O und Kohlendioxid CO2 gebildet werden.

Da es nicht möglich ist, auf diesem Wege die Gesamthärte im Wasser zu senken, spricht es nicht für den betreffenden Händler, wenn er ph/KH-Minus-Produkte empfiehlt, um die Gesamthärte zu senken. Diese Produkte senken zwar die Karbonathärte, oder genauer das Säurebindevermögen bis pH 4,3 oder die Hydrogencarbonat-Konzentration im Wasser. Die Wasserhärte bleibt aber unverändert.

AquaRichtig greift meine Äußerung, dass die Entcarbonisierung zum „Enthärten“ des Wassers aus oben bereits genannten Gründen eine ungeeignete Methode sei, auf, und meint dazu, wenn AquaRichtig das gleiche schreibt ist es seltsamerweise Blödsinn – merkwürdig, oder nicht?.

Das Problem daran ist, dass man bei AquaRichtig in diesem Punkt jedenfalls genau nicht das gleiche schreibt. Tatsächlich hat AquaRichtig die Nichteignung der Entcarbonisierung mit Mineralsäuren zur Senkung der Wasserhärte (Gesamthärte ≡ Enthärtung) bisher in der Kritik der Methode in keinem Wort erwähnt. Bisher hat AquaRichtig darin lediglich auf die Verätzungsgefahr für die Fische und die steigende Chlorid-Konzentration (was auch lediglich bei der Verwendung von Salzsäure, nicht aber bei den anderen Mineralsäuren zutrifft) abgestellt.

Entcarbonisierung mit Mineralsäuren

Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob die Entcarbonisierung mit Mineralsäuren wie von AquaRichtig pauschal als hirnrissige Methode diffamiert und damit grundsätzlich abgelenht wird, oder ob man auf die mit der Methode verbundenen Gefahren hinweist und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen und Anwendungsempfehlungen (Im Becken selbst sollte man mit Säuren […] zur Entkarbonisierung nicht arbeiten, das kann ganz böse ins Auge gehen) ausspricht. Bei AquaRichtig gilt für die Entcarbonisierung mit Mineralsäuren sinngemäß „auf gar keinen Fall“, bei mir „lieber nicht direkt im Aquarium“.

Aus welcher meiner Äußerungen man bei AquaRichtig ableitet, dass ich Triefende Schleimhäute bei Diskus durch Salzsäure […] auch für eine Erfindung von AquaRichtig halte, darf man mir von dort auch gern zeigen. Es gibt nämlich weder dem Wortlaut noch dem Sinn nach eine Äußerung von mir, die ausdrückt, dass ich Triefende Schleimhäute bei Diskus durch Salzsäure […] auch für eine Erfindung von AquaRichtig halte. Im Gegenteil, ich halte es nicht nur für plausibel, sondern quasi für unvermeidbar, dass man bei einem nonchalanten Einsatz von Salzsäure, anderen Mineralsäuren oder Wasser aus einem stark sauren Kationentauscher direkt im Aquarium, die Schleimhäute der Fische darin verätzt.

Meta-Diskussion

Eigentliches Ziel des Beitrags ist es offenbar, mich der Lüge zu überführen. Lüge ist aber ein Wort, das bei AquaRichtig inflationär gebraucht wird. Zudem ist es offenbar wiederum ein Wort, das man bei AquaRichtig semantisch nicht überblickt. Man benutzt die Vokabel offenbar, ohne sich über ihren Aussagegehalt und ihre Bedeutung im Klaren zu sein. Eine Lüge ist nämlich nicht lediglich wertungsfrei eine unwahre Tatsachenbehauptung, sondern eine mit Vorsatz und in vollem Bewusstsein ihrer Unwahrheit geäußerte unwahre Tatsachenbehauptung zum Zwecke der Täuschung.

Wenn man also bei AquaRichtig mein eigenes Wort als scharfes Schwert gegen mich selbst verwenden will, um mich der Lüge zu überführen, dann sollte man schon darauf achten, dass These und Argumentation zusammenpassen. Argumente und Belege, die nicht zur These passen, sind nämlich keine Beweise, weil sie nicht verfangen. Sonst ist das scharfe Schwert ganz schnell stumpf. Denn eine Aussage als Lüge zu bezeichnen, die objektiv wahr ist, geht bereits fehl. Gleiches gilt, wenn angebliche Lüge und tatsächliche Aussage im Gehalt nicht übereinstimmen.

Es mag auch sein, dass ich irgendwann einmal Aussagen gemacht habe, die im Widerspruch zu meinen heutigen Ansichten stehen. Das kann nach 10, 15, 20 Jahren schon mal passieren. Eine davon ist beispielsweise die Haltung von sogenannten „Weichwasserfischen“ in „hartem“ Wasser. Aber vielleicht ist es ja bei AquaRichtig auch eine psychische Störung, seine Ansicht zu einer Sache aufgrund von guten Argumenten und Fakten zu ändern. Das würde zumindest einiges erklären.

Zu den nicht-falschen Themen von AquaRichtig habe ich mich bereits in diesem Beitrag geäußert. Scheint bei AquaRichtig nicht durchgedrungen zu sein.

Nachtrag

In der Replik von AquaRichtig auf obige Zeilen ist unter anderem die folgende Passage enthalten:

„Salzsäure ist Heute chemisch demnach etwas anderes als vor Jahren und kann nun bedenkenlos eingesetzt werden“

Ja, Strohmänner basteln ist wohl ein Hobby oder eine Pausenbeschäftigung bei AquaRichtig. Oder liegts doch am mangelnden Textverständnis? „Mach das besser nicht direkt im Aquarium“ ist dasselbe wie „Kannst Du bedenkenlos reinkippen“ oder „Das ist eine hirnrissige Methode“. In AquaRichtigstan mag das ja so sein. Letzlich betrachtet, kommt AquaRichtig aber zu der überzogenen Beurteilung als eine hirnrissige Methode, statt besonnen lediglich von der direkten Anwendung im Aquarium abzuraten. Beim Wasser aus einem stark sauren Kationentauscher als, im Blick auf die Aspekte Säureeigenschaft und Verätzungsgefahr für die Fische gleichweritgen Methode, kommt man jedoch nicht zu diesem Urteil der radikalen Ablehnung. Was allerdings im Hinblick auf die Beurteilung der Entcarbonisierung mit – beispielsweise! – Salzsäure nur folgerichtig und konsequent wäre.

Mineralsäuren sind gerade deshalb keine geeignete Methode um das Wasser zu enthärten, weil sie genau das nicht tun. Nun kann man zwar darauf abstellen, dass die Karbonathärte gesenkt und damit auch die Wasserhärte gesenkt werde. Tatsächlich wird aber, um im Begriffsgefüge der Wasserhärte zu bleiben, lediglich der Anteil der Karbonathärte an der Gesamthärte verringert und der Anteil der permanenten Wasserhärte oder Nicht-Karbonathärte entsprechend erhöht. Mit dem Verweis auf die gesenkte Karbonathärte wird also lediglich die Doppeldeutigkeit des Karbonathärtebegriffs in der Aquaristik für semantische Taschenspielertricks ausgenutzt.

Ich brauche auch keinen Zuspruch von Jubelpersern, Claqueuren oder Fanboys und -girls. Ich habe da etwas besseres: Fakten und Evidenz. Tonnenweise! Letztlich kämpft AquaRichtig einen aussichtslosen Kampf… nämlich den gegen die Wirklichkeit.

Anmerkungen zu AquaRichtig und meinem „Blödsinn über die angeblich so schädlichen Säuren des stark sauren Kationen-Austauscher“

Heute kommt man bei AquaRichtig mit der nächsten Episode der Furmanek-Sage um die Ecke. Jetzt behaupte ich angeblich irgendeinen Blödsinn über die angeblich so schädlichen Säuren des stark sauren Kationen-Austauscher. Wie üblich gibt es einen tatsächlichen Anknüpfungspunkt, eine oder mehrere Aussagen von mir, auf die man bei AquaRichtig damit Bezug nimmt. Die Quintessenz dieser Aussagen hat aber nichts mit Säuren zu tun, welche ich angeblich für schädlich halte. Würde man bei AquaRichtig klar ausdrücken, auf welche meiner Aussage(n) man sich konkret bezieht, könnte ich auch ebenso konkret auf diese Anwürfe eingehen. Da man sich bei AquaRichtig aber offenbar zu schade dafür ist, bleibt mir das verwehrt und ich kann darüber nur nach bestem Wissen und Gewissen mutmaßen. Wenn jemand aber Mineralsäuren zur Wasseraufbereitung für schädlich hält, dann ist das AquaRichtig.

Denn wenn jemand Blödsinn über die angeblich so schädlichen Säuren verzapft, dann ist das AquaRichtig. Man hält dort nämlich die Entkarbonisierung mit Salzsäure für eine hirnrissige Methode, unter anderem weil sie zu Diskus mit triefenden Schleimhäuten führt. Ausführlicher dazu hier. Die Karbonathärte und damit sukzessive auch den pH-Wert im Aquariumwasser mit Mineralsäuren (wie beispielsweise Salzsäure) zu senken, ist also gefährlich, weil dies zu Schleimhautverätzungen bei den Aquarienfischen führt. Nur offenbar dann nicht, wenn die Mineralsäuren in Form von mittels stark saurem Kationentauscher teilentsalzten Wassers zum Einsatz kommen. Ausführlich bin ich bereits unter anderem in diesem Beitrag darauf eingegangen.

Dass man bei AquaRichtig in der entsprechenden Gebrauchsanweisung empfiehlt, solches Wasser außerhalb des Aquariums aufzubereiten, habe ich zur Kenntnis genommen. Warum man aber diese gute aquaristische Praxis nicht auch bei der Entcarbonisierung mit unter anderem Salzsäure zugesteht, und diese stattdessen als hirnrisse Methode diffamiert, ist für mich nicht nachvollziehbar. In der Artikelbeschreibung zum stark sauren Kationentauscher führt man aber auch auf, dass man das damit erzeugte Wasser auch pur langsam gegen Wasser aus dem Aquarium aus[tauschen] [könne,] bis die gewünschte Karbonat-Härte erreicht ist. Dies soll also – wenn ich richtig verstehe – direkt im Aquarium erfolgen. Warum gesteht man nicht auch der Entcarbonisierung mit Mineralsäuren – denn um nichts anderes handelt es sich beim Einsatz von Wasser aus einem stark sauren Kationentauscher –, unter Berücksichtigung der korrekt aufgeführten Caveats, nicht ebenfalls zu, ein probates und preiswertes Medium um dauerhaft KH und pH zu senken zu sein?

Es geht mir also darum, dass es sich bei der Entcarbonisierung mit Mineralsäuren, oder wie man sich bei AquaRichtig ausdrückt, der „hirnrissigen Methode der Senkung des pH-Wertes [mit] Salzsäure, die nur die ganz harten Profis empfehlen“ und der Wasseraufbereitung mittels teilentsalztem Wasser aus einem stark sauren Kationentauscher unterm Strich um die selbe Methode handelt, weil sie auch den selben chemischem Mechanismen beruht. Folglich muss auch die Beurteilung beider Methoden diesbezüglich gleich ausfallen. Für AquaRichtig ist aber erstere eine hirnrissige Methode, letztere jedoch ein probates und preiswertes Medium um dauerhaft KH und pH zu senken.

Bei AquaRichtig scheint man sich aber lieber die Zeigefinger in die Ohren zu stecken und immer wieder laut „Ich sehe und höre gar nichts“ zu rufen. Wenn man dann auch noch nichts sagen beziehungsweise schreiben würde, wär das ja sogar noch gut. Stattdessen fabuliert man mir irgendwelche Aussagen an.

Nachtrag vom 09.03.2020

Wie üblich hat man es bei AquaRichtig nicht vermocht, meine Kritik inhaltlich zu erfassen und stellt auf einen völlig anderen Aspekt ab:

„Teilentsalztes Wasser aus stark saurem Kationenaustauscher mit Salzsäurewasser zu vergleichen ist und bleibt hirnrissig. Nicht nur wegen dem Chlorid welches mit Salzsäure eingebracht wird, sondern auch wegen Verschlechterung der Wasserqualität durch Erhöhung der Leitfähigkeit! Was verschlechtert das stark saure Wasser?“.

[Sagenhaft lachhaft, die perfiden Taschenspielertricks des Dennis Furmanek auf www.aquarichtiger.de]

Das stark saure Wasser verschlechtert, um in Kontext und Duktus zu bleiben, den pH-Wert. Oder enthält das stark saure Wasser zwar Salzsäure, Schwefelsäure, Phosphorsäure und Salpetersäure – wie man bei AquaRichtig sebst betont – aber im Gegensatz zur puren Salzsäure oder Salzsäurewasser keine H+-Ionen, die gravierend pH senkend wirken, wie man sich bei AquaRichtig auszudrücken pflegt? Das stark saure Wasser ist wohl dann grundlos stark sauer.

Der Ansteig der Chlorid-Ionen-Konzentration beziehungsweise der im Zuge der Entcarbonisierung erfolgte Austausch von Hydrogencarbonat- gegen Chlorid-Ionen ist übrigens unmittelbar ursächlich für den Anstieg der elektrischen Leitfähigkeit. Es handelt sich nicht um zwei separate, unabhängige Phänomene.
Ob man nun den leichten Anstieg der elektrischen Leitfähigkeit durch Austausch von Hydrogencarbonat- durch Chlorid-Ionen reflexartig als Verschlechterung der Wasserqualität werten kann, soll hier dahingestellt bleiben.

Fest steht aber: Das konkrete Beispiel Salzsäure ist lediglich stellvertretend, ich hätte auch jede andere übliche Mineralsäure hernehmen können, denn für sie gilt nichts anderes. Das Beispiel Salzsäure habe ich allein deshalb gewählt, weil man bei AquaRichtig selbst dieses konkrete Beispiel heranzieht. Deswegen heißt der Beitrag auch „AquaRichtigs gesammelter Unsinn über… Entkarbonisierung mit Salzsäure und anderen Mineralsäuren“. Zur Erinnerung, es geht konkret um diese Äußerung:

„Die ganz harten Profis raten zur Senkung des pH-Wertes Salzsäure zu verwenden. Wir haben ob dieser hirnrissigen Methode der pH-Senkung schon Diskus mit triefenden Schleimhäuten zu sehen bekommen. Gibt man Salzsäure dem Wasser zu bilden sich daraus pH-Wert senkende H+-Ionen und Chlorid-Ionen. Näher darauf ein zu gehen ist im Grunde müssig“.

[Vollentsalzer oder Osmose-Anlage – Pro und Contra]

Durch die Passagen pH-Senkung und Diskus mit triefenden Schleimhäuten stellt die Aussage also denknotwendig auf eine Verätzung ab. Im Gesamtzusammenhang ergibt sich also, dass man bei AquaRichtig die Entcarbonisierung mit Salzsäure aufgrund ihrer Säureeigenschaft und der damit verbundenen Verätzungsgefahr für die Fische ablehnt. Von Chlorid-Ionen und Leitfähigkeit ist keine Rede. Folgerichtig muss dies daher auch für jede andere übliche Mineralsäure, also auch Schwefelsäure, Salpetersäure oder Phosphorsäure gelten. Bei mittels stark saurem Kationentauscher aufbereitetem Wasser handelt es sich im Kern ebenfalls um ein Gemisch dieser Mineralsäuren. Folglich kann auch hier nichts anderes gelten.

Hirnrissig ist daher bestenfalls, die Aufbereitung direkt im Becken durchzuführen. Das gilt aber für beide Methoden, Mineralsäure und Wasser aus einem stark sauren Kationentauscher.

Oder kommt es nur explizit beim Einsatz von Salzsäure zu Diskus mit triefenden Schleimhäuten, weil nicht etwa der durch die unsachgemäße Verwendung der Säure verursachte stark gesunkenen pH-Wert dafür ursächlich ist, sondern die eingebrachten Chlorid-Ionen und die durch sie leicht gestiegene elektrische Leitfähigkeit ursächlich sein sollen? Bei anderen Mineralsäuren würde es folglich nicht zu Diskus mit triefenden Schleimhäuten kommen?

AquaRichtigs gesammelter Unsinn über …
Teilentsalzung mit stark sauren Kationentauscherharzen

Auch zur Wasseraufbereitung durch Teilentsalzung hat man bei AquaRichtig ganz spezielle Ansichten:

„Es ist ein Trugschluss, dass die schwach saure Variante besser und idealer [sic!] zur Entfernung der Karbonathärte sein soll, wie es oft im Internet dar gestellt[sic!] wird. Der schwach saure Kationen-Austauscher nimmt lediglich Calcium-Hydrogencarbonat und Magnesium-Hydrogencarbonat, welches an die Kohlensäure gebunden ist auf. Calcium und Magnesium-Sulfate und Chloride, usw., verbleiben im Wasser, was bedeutet, dass diese und somit nicht alle Kationen entfernt werden.[…]“.

Dieser Logik folgend ist ein Vollentsalzer sogar noch besser zur Teilentsalzung, weil gleich alle Salze entfernt werden. Nur handelt es sich dann genau nicht mehr um eine Teilentsalzung. Genauso, wie es sich bei der Teilentsalzung mit stark saurem Kationentauscher genau nicht um die selektive Entfernung der Karbonathärte handelt. Die Teilentsalzung mit stark saurem Kationentauscherharz verfehlt den Zweck der selektiven Entcarbonisierung, genauso wie die Vollentsalzung den Zweck der Teilentsalzung verfehlt.

Schwach saure Kationentauscherharze wandeln die Karbonathärte (temporäre Wasserhärte) in Kohlensäure respektive Kohlendioxid um. Aus Calcium-und Magnesiumhydrogencarbonat wird Kohlensäure, die im aufbereiteten Wasser großteils als Kohlendioxid vorliegt und ausgast. Schwach saure Kationentauscher sind besonders gut zur Aufbereitung von Wässern geeignet, bei denen die Karbonathärte ≥80% der Gesamthärte ausmacht.

Stark saure Kationentauscherharze setzen dagegen sämtliche Salze in ihre Säuren um. Aus Natriumchlorid (NaCl) wird Salzsäure (HCl), aus Calciumsulfat (CaSO4) wird Schwefelsäure (H2SO4), aus Kaliumnitrat (KNO3) wird Salpetersäure (HNO3) und so weiter. Man erhält also am Ende kurzgefasst ein Gemisch verdünnter Mineralsäuren mit einem pH-Wert um 3. Je härter das aufbereitete Wasser, desto höher die Konzentration der Mineralsäuren und umso niedriger der pH-Wert. Mischt man dies mit unbehandeltem Wechselwasser, reagieren die Mineralsäuren mit dem darin vorhandenen Hydrogencarbonat („Karbonathärte“) weiter zu Wasser und Kohlendioxid. Prinzipiell führt man also mit dem mittels stark saurem Kationentauscher aufbereiteten Wasser eine Entcarbonisierung mit Mineralsäuren durch.

Interessant daran ist, dass man sich bei AquaRichtig gegen die Entcarbonisierung mit Mineralsäuren wie Salzsäure ausspricht. Säuren bekannter Konzentration und Zusammensetzung, wohlgemerkt:

Die ganz harten Profis raten zur Senkung des pH-Wertes Salzsäure zu verwenden. Wir haben ob dieser hirnrissigen Methode der pH-Senkung schon Diskus mit triefenden Schleimhäuten zu sehen bekommen. Gibt man Salzsäure dem Wasser zu bilden sich daraus pH-Wert senkende H+-Ionen und Chlorid-Ionen. Näher darauf ein zu gehen ist im Grunde müssig.

Vollentsalzer oder Osmose-Anlage – Pro und Contra

Wenn man diese hirnrissige Methode noch hirnrisser, da durch unbekannte Zusammensetzung und Konzentration des Mineralsäuregemisches unvorhersagbar, durchführt, ist es offenbar in aquarichtigschen Augen dann wieder ein probates und preiswertes Medium um dauerhaft KH und pH zu senken.

Bei mittels schwachsaurem Kationentauscher teilentsalztem oder entcarbonisertem Wasser hat man gerade nicht dieses Problem, seine Fische durch pH-Sturz und nachträglicher CO2-Aktivierung durch unkontrollierte Entcarbonisierung umzubringen und Diskus mit triefenden Schleimhäuten sehen zu müssen. Ebensowenig, wie bei der Entcarbonisierung mit Mineralsäuren. Zur guten aquaristischen Praxis gehört auch, dass die Wasseraufbereitung außerhalb des Aquariums stattfindet und man den Wasserwechsel mit dem vollständig aufbereiteten Wasser durchführt.

Nachtrag vom 05.03.2020

Wenn ich es zwischem dem Gekeife richtig herauslese, ist man bei AquaRichtig also jetzt doch soweit, zu erkennen, dass mittels stark saurem Kationentauscher aufbereitetes Wasser unterm Strich ein verdünntes Gemisch von Mineralsäuren ist. So ist man auch zur Erkenntnis gekommen, dass diese Säuren wie Salz, Schwefel oder Salpetersäure […] wieder mit den Hydrogencarbonaten reagieren und diese dabei zu Wasser und Kohlendioxid respektive Kohlensäure umgesetzt werden, wenn man dieses Wasser mit Leitungswasser verschneidet oder wieder aufsalzt. Die Preisfrage für AquaRichtig lautet jetzt: Was passiert mit den anionischen Säureresten wie Chlorid, Sulfat und Nitrat und worin besteht diesbezüglich der Unterschied zur direkten Entcarbonisierung mit den genannten Mineralsäuren, insbesondere mit Salzsäure? Haben Aquarienpflanzen dann kein Problem mit der erhöhten Chlorid-Konzentration im Wasser, bei der Entcarbonisierung mit Salzsäure aber schon? Wieso ist das so?

Denn die strittige These lautet, dass die durch die Entcarbonisierung mit Salzsäure erhöhte Chlorid-Konzentration (pro Senkung um 1°d KH knapp 13 mg/l) Fische und Pflanzen Schaden nehmen. Wird die Chlorid-Konzentration nicht erhöht, wenn die Entcarbonisierung mit dem Wasser aus einem stark sauren Kationentauscher, also einem verdünnten Gemisch mit unter anderem Salzsäure, ist das offenbar nicht der Fall. Warum gibt es dann nicht massenweise kippende Aquarien mit Matsch-Pflanzen und geschädigten nitrifizierenden Bakterien? Tatsächlich wird die Chlorid-Konzentration nicht erhöht, wenn das gleiche Wasser zum Verschneiden verwendet wird, das auch durch den stark sauren Kationentauscher gelaufen ist. Die Chlorid-Konzentration ist bei beiden gleich. Neutralisiert man das Wasser allerdings mit Hydrogencarbonat haltigen Aufhärtesalzen, hängt es unmittelbar von deren Zusammensetzung ab, ob der Chlorid-Gehalt sich erhöht oder nicht. Da viele Aufhärtesalz-Mischungen unter anderem Calciumchlorid als leicht lösliches Calciumsalz und Wasserhärtebilnder enthalten, ist aber davon auszugehen, dass der Chlorid-Gehalt angeboben wird.

Alle weiteren von AquaRichtig für die Entcarbonisierung mit Mineralsäuren beschriebenen Katastrophenszenarien sollten aber dennoch eintreten. Interessant daran ist, dass am Ende ein Wasser herauskommt, das in seinen entscheidenden Eigenschaften kaum von einem Wasser abweicht, welches mit einem schwach sauren Kationentaucherharz aufbereitet wurde. Der einzige nennenswerte Unterschied ist nicht die Wasserqualität, sondern der erhöhte Aufwand.

AquaRichtigs Unsinn über …
Zwitterionen, Doppelionen und Aminosäuren

Bei AquaRichtig ist man der Auffassung, man würde dort mit Sicherheit besser wissen, was Zwitterionen sind, als ich.
Ich habe da aber aufgrund der aquarichtigschen Ausführungen den gegenteiligen Eindruck gewonnen. Man findet es nämlich süß, dass Zeolith nun auch Amminosäuren aufnehmen soll. Offenbar leugnet man diese Tatsache jetzt auch noch. Die von mir gemeinten Zwitterionen bestehen laut AquaRichtig grob gesagt aus Ammoniak und Kohlenstoff Verbindungen. Deswegen nennt man diese exemplarisch genannten Verbindungen auch primäre Amine. Dabei handelt es sich in den gegenständlichen Fällen aufgrund zweier kationischer funktioneller Gruppen aber um „Doppelionen“ (zweiwertige organische Kationen), nicht um Zwitterionen. Darauf muss ich der Genauigkeit und Vollständigkeit halber hinweisen. Der entscheidende Punkt, nämlich die Fähigkeit damit behandelten natürlichen Zeoliths, Anionen zu tauschen beziehungsweise aufzunehmen, bleibt aber davon unangetastet.

NH3+ und COO- auch andere, ähnliche Verbindungen seien auch möglich. Was im Fall von Aminosäuren auch zutrifft. Die Aminogruppe R-NH2 und die Carboxy- oder organische Säuregruppe R-COOH sind die charakteristischen funtionellen Gruppen der Aminosäuren. Deswegen heißen sie auch genu so und genau deshalb sind sie auch Zwitterionen.

Insgesamt bekräftigt diese sprachliche Diarhoe abermals den Eindruck, dass Chemie für AquaRichtig ein vollkommen fremdartiges Sachgebiet ist. Aber vielleicht ist es ja im Sinne der Verständlichkeit – damit der Sachverhalt auch von Zehnjärigen verstanden werden kann – erforderlich, diesen derert zu verschwurbeln und zu verzerren. Nur richtig verstehen wirds man dann halt nicht.

Zwitterionen als rote Heringe

Bei AquaRichtig kann man offenbar nicht erkennen, wann eine Aussage als Argument gebraucht wird und wann sie als bloße Erläuterung oder Ergänzung dient. Offenbar habe ich laut AquaRichtig behauptet, dass oberflächenbehandelte Zeolithe in der Aquaristik zum Einsatz kommen. Das habe ich haber de facto nicht.

Der Kern des Disputs ist hier die Tatsache, dass Zeolithe Huminstoffe adsorbieren können. Was man bei AquaRichtig bestreitet. Im Gegensatz zur aquarichtigschen Auffassung erschöft sich dies aber nicht im Kationentausch. Was, wie man bei AquaRichtig richtig erkennt, bei Anionen folgerichtig nicht funktionieren kann. Die aquarichtigsche Argumentation scheitert aber an den Tatsachen, dass Huminstoffe nicht zwingend als Ionen vorliegen und wenn, dann lediglich organische Kationen bilden. Tatsächlich liegen Huminstoffe abhängig von den chemisch-physikalischen Bedingungen (pH-Wert, Temperatur, etc.) und der konkreten Molekülstruktur, zu unterschiedlichen Anteilen als neutrale Moleküle, Anionen, Kationen oder Zwitterionen vor.

Zeolith kann als Kationentauscher also auch Anionen wie Huminsäuren / Fulvosäuren / Huminstoffe aufnehmen, weil diese gar nicht unbedingt als Anionen im Wasser vorliegen. Auch Ionentausch ist als Mechanismus entbehrlich, weil Zeolith auch ein Adsorbens ist, das neutrale Moleküle binden kann. Das aquarichtische Palaver um Ionen, Humistoffe und Zeolith, einschließlich Zwitterionen, ist daher ein bloßes Ablenkungsmanöver, ein roter Hering.

AquaRichtigs gesammelter Unsinn über …
Wasserenthärtung durch Natriumhydrogencarbonat

Einerseits ist man bei AquaRichtig offenbar der Ansicht, sogenannte Ersatz-Hydrogencarbonate wie Natriumhydrogencarbonat, hätten keinen Einfluss auf das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht, weil sie nicht zum „Kalk-Kohlensäure-Puffer“ beitragen. Anderseits behauptet man, Wasser würde mit Natriumhydrogencarbonat enthärtet werden. Dabei würden nahezu alle Härtebildner aus dem Wasser entfernt werden. Dies führe zu einem akuten Mangel an Calcium und Magnesium.

Letzteres setzt allerdings voraus, dass Ersatz-Hydrogencarbonate wie Natriumhydrogencarbonat einen Einfluss auf das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht haben. Natriumhydrogencarbonat könnte nur dann zur Wasserenthärtung eingesetzt werden, WENN es sich auf das chemische Gleichgewicht des Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichts im Wasser auswirkt.

Das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht (KKG)

Das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht (KKG) ist ein chemisches Gleichgewichtssystem. Es unterliegt folglich den Gesetzmäßikeiten des Massenwirkungsgesetzes. Daraus folgt, dass die Konzentration der am Gleichgewicht beteiligten chemischen Spezies die Lage des chemisches Gleichgewichts des KKG beeinflussen. Diese chemischen Spezies sind die folgenden:

  • Calcium-Ionen
  • Magnesium-Ionen
  • Hydrogencarbonat-Ionen
  • Carbonat-Ionen
  • Kohlensäure
  • Kohlenstoffdioxid
  • Oxonium-Ionen
  • Hydroxid-Ionen

Löslichkeit und Löslichkeitsprodukt von Salzen

Ändert sich die Konzentration mindestens einer dieser chemischen Spezies, verschiebt sich unabdingbar auch das chemische Gleichgewicht des KKG. An das chemische Gleichgewicht ist auch das Löslichkeitsprodukt gebunden. Das Löslichkeitsprodukt bestimmt, ob die wässrige Lösung eines bestimmten Salzes noch mehr dieses Salzes lösen kann (ungesättigte Lösung), kein weiteres Salz mehr gelöst werden kann (gesättigte Lösung) oder ob Salz aus der lösung ausgefällt wird (übersättigte Lösung). Bei ungesättigten und übersättigten Lösungen wird soviel Salz gelöst beziehungsweise ausgefällt, bis die Lösung gesättigt ist und damit im Gleichgewicht ist.

Wird das chemische Gleichgewicht beim KKG weit genug verschoben, manifestiert sich das darin, dass Kalk ausgefällt wird.

Wasser kann tatsächlich mit Natriumhydrogencarbonat enthärtet werden. Vorausgesetzt, die Gesamthärte im Wasser und die verwendete Dosis Natriumhydrogencarbonat sind hoch genug. Die Enthärtung mittels Natriumhydrogencarbonat erfolgt dadurch, dass durch Zugabe einer entsprechenden Menge Natriumhydrogencarbonat die Löslichkeit von Calciumcarbonat (Kalk) überschritten wird. Zusammengefasst wird dabei das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht so verschoben, dass Kalk ausgefällt wird.

AquaRichtig über Wasserenthärtung durch Natriumhydrogencarbonat

Bei AquaRichtig will man offenbar zum Ausdruck bringen, mit Natriumhydrogencarbonat könne ein Wasser vollständig enthärtet werden. Die dabei von AquaRichtig vertretene Ansicht, Natriumhydrogencarbonat würde das Wasser nicht härter, sondern sogar weicher machen, stützt sich insbesondere auch das Internetangebot www.chemieunterricht.de. Die Frage, ob man Wasser mit Natriumhydrogencarbonat aufhärten könne, wartet man mit der folgenden Antwort auf:

„Hier können wir nur mit einem deutlichen „Nein“ antworten, denn Natriumhydrogencarbonat macht laut der Literatur das Wasser weicher und wirkt sich basisch auf den pH Wert des Wassers aus“

„Außerdem weiss man, dass Nariumhydrogencarbonat das Wasser nicht aufhärtet, sondern tatsächlich weicher macht“„Natriumhydrogencarbonat reichert das Wasser mit Hydrogencarbonat an und fällt Calcium und auch Magnesium Ionen aus“

„Das Wasser wird nicht härter, sondern tatsächlich weicher“

„Ein Unvorgang ist der versuch das Wasser (KH) mit Natriumhydrogencarbonat auf zu härten, weil die Wahl des Mittels grundsätzlich falsch ist, (sagt auch Prof. Blume – Link oben) da mit Zugabe die Härtebildner sofort, schlagartig zum Teil ausgefällt werden“

„Prof. Blume, der klar sagt, dass nicht jedes Hydrogencarbonat zum aufhärten geeignet ist, wird hier auch ignoriert“.

Natriumhydrogenkarbonat zum aufhärten der Karbonathärte oder doch nicht?

AquaRichtig unterliegt hier dem eigenen Missverständnis des Wasserhärtebegriffs, denn die sachlogisch gemeinte Gesamthärte wird mit Natriumhydrogencarbonat tatsächlich nicht erhöht. Das soll aber auch so sein.

AquaRichtig ignoriert hier abermals, dass der Begriff Karbonathärte nicht im Sinne der eigentlichen Karbonathärte oder temporären Härte, sondern im Sinne der Pufferkapazität oder des Säurebindevermögens zu verstehen ist.

Prof. Blume sagt an anderer Stelle übrigens noch ganz andere Sachen:

„Versuch 13. Leitungswasser enthärten

Zu vor bestimmen wir die Härte unseres Leitungswassers, beispielsweise durch komplexometrische Titration. Anschließend werden in weiteren 100 ml Leitungswasser etwa 5 g Kaisernatron gelöst. Wir titrieren erneut. Ergebnis. Die Wasserhärte hat sich um die Hälfte verringert. Kaisernatron bindet tatsächlich die härtebildenden gelösten Calcium-und Magnesium-Salze, indem sie mit diesen einen schwerlöslichen Niederschlag bildet. Das geschieht aber nicht an den Heizstäben, sondern überall in der Lösung; deshalb bleiben diese sauber.

Ca2+ + 2 HCO3––– > CaCO3 + H2O +CO2

Je mehr Kaisernatron man zu gibt, desto effektiver ist die Enthärtung (Für Kenner. Das Enthärten hat mit dem Le Chatelier-Prinzip zur verschiebung von Lösungsgleichgewichten sowie mit dem Löslichkeitsprodukt zu tun. Auf der Bindung von Calcium-Ionen beruht ja letztlich auch der Nachweis von Kohlenstoffdioxid mit Kalkwasser!). Den Effekt der Wasserenthärtung beobachtet man übrigens auch bei Zusatz von Soda. Das ist nicht verwunderlich, da Kaisernatron und Soda miteinander „verwandt“ sind. Die Soda setzt man deshalb Waschmitteln zu“.

Prof. Blumes Tipp des Monats April 2003 (Tipp-Nr.70) Chemie mit Kaisernatron

Prof. Blume nennt hier mit 5 Gramm auf 100 Milliliter eine gut 100fach höhere Dosis von Natriumhydrogencarbonat zur Wasserenthärtung, als zum Anheben der Pufferkapazität im Aquarium eingesetzt wird. Hier werden 3 Gramm Natriumhydrogencarbonat auff 100 Liter Wasser eingesetzt, um die KH um 1°d anzuheben. Auch auf die Konzentrations – oder Dosierungsabhängigkeit der Enthärtung wird ausdrücklich hingewiesen. AquaRichtig verkennt genau diesen quantitativen Aspekt der Wasserenthärtung mit Natriumhydrogencarbonat.

Führt die Anhebung der KH durch Natron zu vollständiger Enthärtung?

„[Calcium und Magnesium] sind in Weichwasseraquarien ohnehin schon gering genug gehalten und vorhanden“.

Gerade in Weichwasser wird durch das Löslichkeitsprodukt die Löslichkeit von Calciumcarbonat mit der Zugabe von realistischen Dosen NaHCO3zur Anhebung der KH um einige wenige Grade nicht überschritten, weil ohnehin nur sehr wenig davon gelöst ist. Daher es kommt auch nicht zur Ausfällung von Härtebildner in Form ihrer Carbonate. Die findet nur dann statt, wenn entsprechend viele Härtebildner gelöst sind, es sich schon um hartes bis sehr hartes Wasser mit gleichsam bereits hoher echter Karbonathärte handelt. Bei genau solchen Wässern kommt Natron in entsprechend hoher Dosis mit deutlichem Überschuss als Hausmittel zur Wasserenthärtung zum Einsatz. Da solche harten Wässer auch gut gepuffert sind, erübrigt sich die Anhebung der Pufferkapazität ⁄ des Säurebindevermögens ⁄ der Karbonathärte mittels Natron oder Soda von vornherein. Die Behauptung von AquaRichtig Calcium und Magnesium Mangel seien durch die Anhebung des SBV durch Natriumhydrogencarbonat vorprogrammiert! ist daher ebenfalls irrig.

Selbst bei der Wasserenthärtung mit der chemischen Brechstange durch starke Basen wie Natronlauge oder Kalkmilch (Calciumhydroxid-Lösung) erfolgt keine vollständige Enthärtung. Erhöht man den pH-Wert durch Zugabe von Natronlauge in den deutlich zweistelligen Bereich, werden alle Carbonat-Spezies (Hydrogencarbonat, Kohlensäure und Kohlenstoffdioxid) in Carbonat umgesetzt. Es liegen von den am Kalk-Kohlesäure-Gleichgewicht beteiligen Carbonat-Spezies (CO2, H2CO3, HCO3, CO32-) folglich praktisch nur noch Carbonat-Ionen im Wasser vor. Die Löslichkeit von Calciumcarbonat bei Abwesenheit von Kohlensäure beträgt 14 mg/l bei 20°C. Dies entspricht einer Calcium-Konzentration von 0,14 mmol/l. Ein Grad deutscher Gesamthärte entspricht etwa 0,18 mmol/l Calcium-Ionen. Selbst wenn Wasser durch Verschieben der Löslichkeit von Calciumcarbonat soweit wie nur irgend möglich enthärtet wird, verbleibt also noch immer eine Resthärte von knapp 1°dGH. Biotope mit solch weichem Wasser sind zwar eher die Ausnahme als die Regel, kommen in den natürlichen Verbreitungsgebieten einer ganzen Reihe von Aquarienbewohnern (vulgo Aquarichtig: exotische Aquarienfische und -pflanzen) aber durchaus vor. Bei AquaRichtig kommt es also in diesem Wasser zu Calciummangel, weil das Wasser zu weich ist und im Aqarium bei einer Gesamthärte über 10°d GH zu Zellschäden, weil das Wasser zu hart ist.

AquaRichtigs Unsinn über …
Ersatzhydrogencarbonate

Ein weiteres Argument von AquaRichtig gegen den Einsatz von Natriumhydrogencarbonat zur Wasseraufbereitung im Süßwasseraquarium ist, dass Natriumhydrogencarbonat nur ein „Ersatz-Hydrogencarbonat“ sei:

„Wasserwerte bleiben stabil wenn Calcium und Magnesiumhydrogencarbonate vor liegen und ausreichend CO2 im Wasser ist. Wasser mit Ersatz-Hydrogencarbonaten ist eine Gefahr.“

„Aufhärte-Salze müssen zwingend aus Calcium, Magnesium und Kalium bestehen und nicht aus Ersatz-Hydrogencarbonaten.“

„Leider sind bei Aufhärte-Salzen selten Inhalts-Angaben zu finden, sondern es wird pauschal Hydrogencarbonat deklariert. Die handelsüblichen KH-Test messen nur Hydrogencarbonat, egal ob echtes Hydrogencarbonat aus Calcium und Magnesium, oder Natrium und Kalium.“

[Natriumhydrogenkarbonat zum aufhärten der Karbonathärte oder doch nicht?]

Die von AquaRichtig verwendete Wortschöpfung Ersatz-Hydrogencarbonate vermittelt dem Leser den Eindruck, es gäbe neben den „Ersatz-Hydrogencarbonaten“ auch „echte Hydrogencarbonate“. Im aquarichtigschen Begriffsverständnis sind echte Hydrogencarbonate offenbar die Hydrogencarbonate der Gesamthärte bildenden Erdalkalimetalle wie Calcium- oder Magnesiumhydrogencarbonat. Die Hydrogencarbonate der Alkalimetalle wie Natriumhydrogencarbonat sind dagegen dann offenbar die Ersatzhydrogencarbonate.

Die Hydrogencarbonate der Erdalkalimetalle lassen sich unter Alltagsbedingungen allerdings nicht als Feststoff erzeugen und existieren hier ausschließlich als Ionen in wässriger Lösung. Es gibt daher keine Pulver aus Erdalkalimetall-Hydrogencarbonaten wie Calciumhydrogencarbonat, die man dem Wasser zugeben könnte.

Calciumhydrogencarbonat und Magnesiumhydrogencarbonat entsteht im Wasser durch Kohlendioxid (C02) [sic!] wobei Kohlensäure entsteht

Zweck dieses Absatzes ist offenbar darzustellen, wie die Entstehungsreaktion von Calcium- beziehungsweise Magnesiumhydrogencarbonat verläuft. Demnach sähe die Reaktionsgleichung für Calciumhydrogencarbonat Ca(HCO3)2 folgendermaßen aus:

  • 3 CO2 + 3 H2O ↔ Ca(HCO3)2 + H2CO3 +2 H+

Die Darstellung ist allerdings unvollständig. Sie ist außerdem stöchiometrisch nicht ausgeglichen, weil die Edukte nicht vollständig genannt sind (aus welcher Verbindung stammt das Calcium hier? Wodurch werden die Ladungen der beiden entstehenden H+ ausgeglichen?) und zudem sachlich auch noch falsch (Kohlensäure ist kein Produkt, sondern ein Edukt der Reaktion. Sie selbst entsteht aus der Reaktion von CO2 mit Wasser). Richtig ist: Calciumhydrogencarbonat und Magnesiumhydrogencarbonat entstehen, wenn sich Calcium- und Magnesiumcarbonat durch die Reaktion mit Kohlensäure im Wasser lösen. Die Kohlensäure entsteht durch die Reaktion von Kohlenstoffdioxid mit Wasser, wobei die Stoffmengen-Konzentration der Kohlensäuren sich dabei proportional zur Kohlenstoffdioxid-Konzentration verhält. Etwa 0,2% des gelösten Kohlenstoffdioxid reagieren zu Kohlensäure.

  • CO2 + H2O ↔ H2CO3
  • CaCO3 + H2CO3 ↔ Ca(HCO3)2

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