AquaRichtigs Unsinn über …
Kiemenverschleimung durch hartes Wasser

Im neuesten kataphasischen Erguss fabuliert man bei AquaRichtig von Kiemenverschleimung durch hartes Wasser. In hartem und damit meist alkalischem Wasser soll es bei Weichwasserfischen (oder auch bei Fischen generell?) aufgrund der insgesamt günstigeren Lebensbedingungen für Keime zu einem hohen Keimdruck kommen. Das ist insoweit auch durchaus grundsätzlich richtig. Dieser soll zu einer Verschleimung der Kiemen führen, was unter anderem den Gasaustausch über sie erheblich behindert. Was ich – so wie es von AquaRichtig dargestellt wird – für absurd halte.

Dass ionenreicheres, gut gepuffertertes Wasser mit neutralem bis leicht alkalischem pH-Wert günstigere Wachstumsbedingungen für Bakterien bietet und entsprechend mehr Bakterien im Wasser leben, streite ich nicht ab. Dass dies grundsätzlich bakterielle Infekte bei Fischen, auch an den Kiemen begünstigt, ebenfalls nicht. Dass es bei bakteriellen und anderen Infektionen der Kiemen als Abwehrreaktion zur vermehrten Schleimbildung kommt und diese unter anderem den Gasaustausch über die Kiemen behindert, streite ich ebenfalls nicht ab. Ich streite allerdings die Zwangsläufigkeit solcher Verschleimungen der Kiemen durch bakterielle Infekte als unausweichliche und monokausale Folge der Haltung in härterem Wasser ob der höheren “Keimdichte“ ab, wie sie von AquaRichtig behauptet wird.

Da man bei AquaRichtig mit nichts handfesterem, als dem eigenenen Hörensagen aufwartet, halte ich diese These, so wie sie dargestellt wird, für ausgemachten Unsinn. Mag sein, dass es hier ein Körnchen Wahrheit gibt, das aber in dem ganzen aquarichtigschen Unsinn untergeht. Wer, wie Herr Staeck, solche Artikel schreibt, hat für AquaRichtig wohl auch zu wenig Sauerstoff im Hirn.

Keime

Der Begriff Keime bezeichnet allgemein Krankheitserreger. Er ist, im Gegensatz zum aquarichtigschen Gebrauch, nicht auf Bakterien beschränkt, sondern umfasst auch andere pathogene Mikroorganismen wie Pilze und andere mikroskopische Eukaryoten. Ebenso zählen Viren und subzelluläre Partikel wie Prionen zu den Keimen. Es sind, im Gegensatz zum aquarichtigschen Wortgebrauch, auch nicht alle Bakterien gleich Krankheitserreger.

Wieder benutzt man bei AquaRichtig einen Begriff in einer eingeengten Privatbedeutung. Besonders interessant ist, dass insbesondere Pilze, im Gegensatz zu vielen (aber nicht allen) Bakterien, im sauren Milleu gut gedeihen. Im Hinblick auf die Behauptung, die Keimzahl ginge bei saurem pH-Wert im Aquarium zurück, mag diese zwar im Bezug auf Bakterien grundsätzlich zutreffen. Viele Pilze, wie beispielsweise die für Verpilzungen bei Fischen verantwortlichen Saprolegnia, gedeihen auch bei – im aquaristischen Sinne – sauren pH-Wert noch gut.

Koloniezahl, Keimzahl und Keimdruck (Infektionsdruck) im Aquariumwasser

Die Einheit zur Bestimmung der mikrobiologischen Qualität eines Wassers ist koloniebildende Einheiten pro Milliliter (KBE/ml) oder colony forming units (cfu) per milliliter. Zur Bestimmung der Koloniezahl im Aquariumwasser sind einfache Tauchnährmedien im Kulturröhrchen (z. B. Cult Dip von Merck) brauchbar. Dabei muss berücksichtigt werden, dass sich auch nur eben die Mikroorganismen vermehren werden, denen die gebotenen Bedingen (Nährmedium, Temperatur, Sauerstoff etc.) dafür zusagen. Mikroorganismen, die unter den gebotenen Bedingungen nicht wachsen können, werden entsprechend auch nicht durch Koloniebildung nachweisbar sein. Außerdem erlaubt die KBE-Zahl keine Aussage darüber, um welche Mikroorganismen es sich genau handelt. Die KBE-Zahl kann somit auch keine Aussage darüber treffen, ob es sich um pathogene Keime handelt oder nicht.

Von der „Keimzahl“ (= KBE/ml) kann daher auch nicht automatisch auf den Keim- oder Infektionsdruck geschlossen werden. Dazu sind zunächst andere, differenzierende Nachweismethoden erforderlich, die sich spezifische Eigenschaften bestimmter Mikroorganismenarten beziehungsweise -gruppen zunutze machen, wie der Floureszenztest. Erst diese ermöglichen überhaupt, beispielsweise pathogene Bakterien von der regulären mikrobiellen Wasserflora zu unterscheiden. Die KBE-Zahl mit der Keimzahl gleichzusetzen ist daher irreführend.

Koloniezahl, Infektionsdruck und chemische Wasserparameter

Der nächste notwendige Schritt der Beweisführung wäre, die Auswirkung verschiedener Wässer mit unterschiedlichen chemischen Charakteristiken (z. B. weich / sauer vs. hart / alkalisch) vorerst auf die Koloniezahl hin konkret zu prüfen. Denn ausschlaggebend ist, wie groß der Unterschied und damit der Effekt der unterschiedlichen chemischen Wassercharakteristika bei ansonsten vergleichbaren Bedingungen tatsächlich ist. Auch wenn theoretisch zu erwarten ist, dass aufgrund der ungünstieren Bedingungen die KBE-Zahl in weichem und sauren Wasser niedriger ist als in hartem, alkalischem Wasser, sind konkrete Messwerte als handfeste Beurteilungsgrundlage unentbehrlich. Zusätzlich sind zur Kontextherstellung entsprechende Daten aus verschiedensten Gewässern erforderlich, um Vergleichswerte zu haben. Diese sind sicher in der Literatur verfügbar.

Keimreduzierung durch effektive Mikroorganismen

AquaRichtig verweist auf eine von Teutokoi veranlasste mikrobiologische Untersuchung, um eine angebliche Keimdichtereduzierung durch EM-Präparate im Wasser zu belegen. Wie hat man aber ausgeschlossen, dass diese Unterschiede beziehungsweise Veränderungen nicht andere Ursachen haben? Wie hat man sichergestellt, die Effekte von Trägermedium und Mikroorganismen zu trennen? Als unumstößlicher Beleg für die These ist das sehr, sehr mager. Gerade wenn man sich die auch ansonsten sehr mageren Wirknachweise für EM-Präparate in der Literatur betrachtet.

Belegstellen, weiterführende Literatur und externe Links

AquaRichtigs Unsinn über …
Schäden in hartem Wasser durch Salzstress wegen der Salze durch Bakterien (oder so ähnlich)

Erst behauptet AquaRichtig, tropische Fische würden durch hartes Wasser Schäden erleiden. Diese entstünden durch Salzstress, den die im Wasser gelösten Salze verursachten. Diese Behauptung sucht man anschließend zu verteidigen, in dem man auf die günstigeren Wachstumsbedingungen für Baktreien in ionenreicherem Wasser mit zirkumneutralem pH-Wert abstellt.

Hartes Wasser ist also unmittelbar schädlich für die Fische, weil der höhere Salzgehalt zu Salzstress führt. Aber eigentlich ist hartes Wasser nur mittelbar schädlich für die Fische, weil es günstige Wachstumsbedingungen für Bakterien bietet, einschließlich potenzieller und obligatorischer Pathogene.

Eines der zahllosen Beispiele, wo AquaRichtig erst das eine behauptet, dann einen völlig andereren Sachverhalt als Beleg dafür herbeizerren will und damit auch gleich den nächsten Unsinn behauptet. Ich frage mich, wie man so paralogisch denken und argumentieren kann, ohne dabei Kopfschmerzen zu bekommen.

AquaRichtig bemüht wieder das Verschieben der Torpfosten. Zuerst behauptet man, tropische Weichwasserfische würden an Salzstress leiden und geschädigt werden, wenn sie im Aquarium in hartem Wasser gehalten werden. Dies sucht man zu belegen, indem offenbar jetzt alle Fischarten in hartem Wasser geschädigt werden, weil es bei ihnen durch den angeblichen hohen Keimdruck darin zur Verschleimung der Kiemen kommt. Und zwar unabhängig davon, ob sie in der Natur in hartem oder weichem Wasser leben. Denn die von AquaRichtig angeführten Koi sind ganz sicher keine tropischen Weichwasserfische. Womöglich laufen am Ende soger Fischarten, die in der Natur in hartem Wasser leben, Gefahr, an Kiemenverschleimung durch den hohen Keimdruck darin einzugehen?

Ein besonderes Schmankerl ist die Behauptung, Krebs beim Menschen werde durch Sauerstoffmangel ausgelöst!

AquaRichtigs Unsinn über …
Wasserhärte, Larvenentwicklung und Schlupfrate

Bei AquaRichtig hat man auch interessante Ansichten zur Auswirkung der Wasserhärte (oder des „osmotischen Druck des Wassers“) auf Larvenentwicklung und Schlupfrate:

„Durch das harte Wasser können die Larven nicht schlüpfen. Die Calcium und Magnesium Ionen verhärten die Eihülle“

Dies ist ein erneutes Beispiel, wo man bei AquaRichtig einen Sachverhalt verzerrt wiedergibt, indem man ihn unzulässig vereinfacht, verallgemeinert und nur einen Teilaspekt darstellt. In der kürze der Zeit vorerst nur ein kurzes, zusammenfassendes Statement zur Orientierung. Calcium und Magnesium beziehungsweise auch das Verhältnis von Calcium zu Magnesium spielen eine wichtige Rolle bei der Befruchtung sowie der Ei- und Larvenentwicklung bei Knochenfischen. Dies gilt aber nicht für alle Arten gleichermaßen.

Verminderte Schlupfraten im Zusammenhang mit hartem Wasser sind aber nicht zwingend darauf zurückzuführen, dass die Larven nicht schlüpfen können. Also eine Befruchtung stattfindet, die Larven sich normal entwickeln, der Schlupf aber verhindert wird, weil sich die Eihülle durch das harte Wasser verhärtet hat und die Larven diese nicht durchbrechen können. Es findet mitunter erst gar keine Befruchtung und damit auch keine Entwicklung von Larven statt, die überhaupt schlüpfen könnten.

Auch beim Quellprozess der Eier und der Verhärtung der Eihülle (Chorion) ist mitunter auch Calcium von Bedeutung. Auch das trifft aber auf manche Fischarten zu, auf andere wiederum nicht. Aber wahrscheinlich läuft es bei AquaRichtig wider darauf hinaus, dass die geäußerten Behauptungen nur für die jenige Teilmenge gilt, auf welche sie auch zutrifft und auch nur diese implizit gemeint ist. Das Chorion ist aufgrund des großen Konzentrationsunterschiedes des Eis zum Wasser erheblichen Kräften ausgesetzt, denen es widerstehen muss. Je weicher und ionenärmer das umgebende Wasser, desto größer ist der Konzentrationsunterschied zum Ei. Je größer der Konzentrationsunterschied, desto höher ist der osmotische Druck, dem das Chorion widerstehen muss. Die Verhärtung der Eihülle ist daher ein notwendiger Schritt, um diesen Kräften widerstehen zu können.

Hartes Wasser kann bedingt durch die darin enthaltenen Calcium-Ionen auch eine Wirkung auf Interaktion von Mikropyle und Spermium haben. Die Mikropyle ist die Struktur in der Wand der Eizelle von Knochenfischen, durch die das Spermium in diese eindringt. Calcium-Ionen spiele einige wichtige Rolle bei der Interaktion von Mikropyle und Spermium. Hohe Calcium-Kontentrationen im Wasser können diese Interaktion stören und die Befruchtungsrate vermindern. Ein weiterer Aspekt ist die Wirkung der Calcium-Ionen im Wasser auf die Beweglichkeit oder Motilität der Spermien. Auch diese Effekte sind aber artspezifisch zu betrachten und können nicht verallgemeinert werden. Bei manchen Arten findet das befruchtende Spermium seinen Weg allein durch die Oberflächenstruktur der Mikropale, bei anderen existert ein chemisches Leitsystem, das dem Spermium den Weg weist.

In der Aquaristik dreht sich die Diskussion insbesondere um die Auswirkungen harten Wassers auf die Vermehrung von sogenannten Weichwasserfischen im Aquarium. Dabei wird regelmäßig beobachtet, das in zu hartem Wasser der Schlupferfolg meist ganz ausbleibt. Pauschalieren lässt sich dies aber nicht, weil es auch zahlreiche Arten gibt, auf die dies offenbar nicht zutrifft. Es gibt zahlreiche Fischarten, die zwar in der Natur in weichem Wasser leben, im Aquarium aber ohne großen Aufwand auch in mittelhartem und hartem Wasser nachgezogen werden können. Für andere Fischarten liegen diametrale Ergebnisse vor, die eine verminderte Schlupfrate bei zu weichem beziehungsweise ionenarmem Wasser belegen. Hinzu kommt die Frage, in wie weit auch andere (chemische und weitere) Faktoren ursächlich für den ausbleibenden Fortpflanzungserfolg sind.

Belegstellen, weiterführende Literatur und externe Links

  • Kunz-Ramsay, Y. (2013): Developmental Biology of Teleost Fishes

AquaRichtigs gesammelter Unsinn über …
Salzstress bei tropischen Süßwasserfischen

Bei AquaRichtig bezeichnet man offenbar jedes Wasser jenseits extremen Weichwassers als Salzlake und behauptet, dass Süßwasserfische aus tropischen Gebieten darin unter Salzstress stünden:

„Ob man Fische aus tropischen Gebieten in Salzlake halten oder gar nachzüchten (was nur in seltensten Fällen überhaupt gelingt) sagt nichts darüber aus ob diese unter ständigem Salzstress stehen oder nicht. Wir behaupten doch und viele Fachautoren sind ganz genau der gleichen Meinung!“

Vollentsalzer Kati und Ani je 2,0 Liter Harz (9000 Härteliter)

Für Fischarten aus Weichwasser, die aber nicht aus tropischen Gebieten stammen, trifft dies dann offenbar nicht zu. Behaupten ist auch das treffende Verb, denn begründet oder gar belegt (beispielsweise durch konkrete Nennung der Fachautoren und ihrer einschlägigen Äußerungen) wird die Aussage nicht. Wie üblich, bei AquaRichtig. Weiterhin behauptet AquaRichtig, es käme dadurch zu Schäden im Zellsystem solcher Fische:

„Das Zellsystem von tropischen Fischen […] wird bei einer Gesamthärte von über 10° auf Dauer geschädigt“.

Posting auf Facebook

Um sich sinnvoll mit der These auseinandersetzen zu können, müsste AquaRichtig zuerst definieren:

  • Was man unter Salzstress bei Fischen versteht
  • Welche Stoffe und Konzentrationen dabei gemeint sind
  • Durch welche physiologischen Mechanismen dieser entsteht
  • Wie er sich physiologisch auswirkt
  • Woran man ihn physiologisch erkennt

Tatsächlich wird der Begriff „Salzstress“ in der Literatur praktisch ausschließlich im Zusammenhang mit Pflanzen verwendet. Er bezeichnet die Auswirkungen höherer Salzkonzentrationen (insbesondere im Boden) auf (terrestrische) Pflanzen, sowie infolge die Ausbildung standorttypischer Pflanzengesellschaften auf solchen salzhaltigen Böden, beispielsweise auf Salzwiesen. Selbst wenn man auf den Begriff „Salinität“ abstellen will, so meint und unterscheidet dieser erheblich größere Unterschiede im Salzgehalt, als sie von AquaRichtig thematisiert werden. Der Begriff Salzstress ist vielleicht angebracht, wenn ein Süßwasserfisch in Brackwasser oder Seewasser gesetzt wird. Also einem Wasser mit einem Salzgehalt, der um Zehnerpotenzen höher und zudem mitunter auch schon zum Fisch hyperosmotisch ist, als die Größenordnung, die man bei AquaRichtig thematisiert. Beim Unterschied eines Wassers mit beispielsweise 2°d GH zu einem Wasser mit 20°d GH von Salzstress zu sprechen, ist abwegig.

AquaRichtig benutzt also auch hier wieder einen Fachbegriff, der einen anderen, aber ganz bestimmten Sachverhalt bezeichnet und aus einem gänzlich anderen Kontext stammt, um einen gänzlich anderen Sachverhalt zu bezeichnen, der inhaltlich lediglich entfernt mit diesem vergleichbar ist. Zumindest geht es in beiden Fällen im Kern um Salzkonzentrationen und deren Auswirkungen auf Lebewesen.

In der Wirklichkeit sieht die Angelegenheit aber wieder ganz anders aus, als man sie bei AquaRichtig wahrhaben will. So schreibt Hetz (2005):

„Wissenschaftlich betrachtet spricht demnach nichts dagegen, Fische, die ursprünglich aus Weichwassergebieten stammen, auch in deutlich ionenreicherem Wasser zu halten, falls es auch mit anderen Möglichkeiten als durch Reduktion der Ionenkonzentration, niedrigen pH-Werten und Zugabe von Huminsäuren möglich ist, die Belastung durch Keime und Abbauprodukte gering zu halten.“

[VDA-online, erstveröffentlicht in DATZ 09/2005: Schwarzwasser – aus der Sicht der Fische]

Herr Hetz gehört dann vermutlich auch zu meinen Marionetten. Er äußerst sich schließlich im entscheidenden Kern auch in einem anderen Beitrag identisch:

„Die Möglichkeit und die Regulation der aktiven Aufnahme von Ionen gegen einen extrem großen Gradienten scheint also Schwarzwasserbewohner auszuzeichnen. Wir müssen dabei aber bedenken, dass diese bessere Regulationsfähigkeit von Schwarzwasserbewohnern aus physiologischer Sicht einen deutlichen Vorteil (keinen Nachteil!) in ionenarmen Gewässertypen darstellt, der hingegen in ionenreicheren Gewässern kein Nachteil ist!“

[native-fish.org: Schwarzwasser]

Die Faktenlage stellt auch die aquarichtigsche Ansicht, tropische Fische in härterem Wasser zu halten, sei grundsätzlich tierschutzwidrig, in einem anderen Licht dar.

Belegstellen, weiterführende Literatur und externe Links

  • Hetz, S. K. (2005): Schwarzwasser – aus der Sicht der Fische. In: Die Aquarien- und Terrarienzeitschrift 9/2005; S.24-29

AquaRichtig über …
Leiden, Schmerzen und Schäden bei Aquarienfischen in zu hartem Wasser

Zu hartes Wasser verursacht laut AquaRichtig Schmerzen, Leiden und Schäden bei Aquarienfischen[1]. Die Behauptung knüpft an den Wortlaut von §2 Satz 2 Tierschutzgesetz an. Insbesondere zielt AquaRichtig dabei auf angeblichen Salzstress durch hartes Wasser ab. Eine Behauptung, die von AquaRichtig zuerst zu konkretisieren und dann zu beweisen ist. Mit der Unterscheidung zwischen einer Behauptung, einem Beweis und einem Argument scheint man aber ebenfalls Schwierigkeiten zu haben. Zumindest hat man aber erkannt, dass dazu im Tierschutzgerecht [sic!] nichts klar geregelt ist.

Die Ausnutzung der Toleranzgrenze sei laut AquaRichtig Humbug, denn für viele Fische, besonders Diskus, Neons, etc. gäbe es diese nicht, zumindest nicht in der Art, wie ich sie darzustellen versuche.

Hier wäre es hilfreich, vorweg darzustellen, in welcher Art und Weise ich die Toleranzgrenzen in den Augen von AquaRichtig darzustellen versuche. Als nächstes drängt sich die Frage auf, wie man bei AquaRichtig denn die Toleranzgrenzen wofür bei welcher Fischart setzt und wie man diese stichhaltung begründet.

AquaRichtig behauptet: Die Organe der Fische haben sich vor Jahrtausenden an die Bedingungen ihrer natürlichen Habitate angepasst und daran kann auch Zwangshaltung im Aquarium nichts ändern. Die Fische können sich nicht daran gewöhnen, sondern lediglich ertragen.
Welche Organe genau haben sich in der Ansicht von AquaRichtig woran genau angepasst? Wie unterscheidet man bei AquaRichtig zwischen Anpassen und Ertragen? Woran macht man fest, dass die physiologische Reaktionsbreite einer Art für einen Umweltfaktor überschritten ist?

Denn genau darauf läuft es hinaus. Entscheidend in dieser Frage sind die Begriffe physiologische Potenz, ökologische Potenz, synökologische Existenz und Toleranzkurve. Auf die Ansicht von AquaRichtig übertrage, wären die Toleranzkurve und die physilogische Potenz einer Art identisch mit der ökologischen Potenz und der ökologischen Existenz selbiger Art. Die synökologische Existenz einer Art bezogen auf einen bestimmten Umweltfaktor wäre demnach identisch mit ihrem autökologischen Optimum für diesen Umweltfaktor, besipieslweise den pH-Wert oder die Wasserhärte. Plastisch bedeutet das, dass eine Fischart, die in der Natur in weichem Wasser lebt, nur in weichem Wasser leben kann, weil sie aufgrund ihrer geringen physiologischen Reaktionsbreite oder Toleranz für den Umweltfaktor „Wasserhärte“ in härterem Wasser nicht überleben könnte.

Diese Ansicht ist aber in dieser Pauschalität irrig. Für die Haltung im Aquarium ist der Präferenzbereich der Art anzustreben. Dazu muss man diesen aber auch erst einmal kennen. Die Fragestellung nach dem Verhältnis der richtigen Haltungsbedingungen im Aquarium zu den Bedingungen in der Natur ist daher letzlich eine Fragestellung der Physiologie und Ökologie beziehungsweise Ökophysiologie.

AquaRichtig über
Furmanek, den Wendehals

Bei AquaRichtig hält man es offenbar für eine Tugend, seine Ansichten wider besseres Wissen beizubehalten und diese irrigen Ansichten bis aufs Blut mit allen eristischen Mitteln zu verteidigen. Was von einem hochgradig ehrbaren und aufrichtigen Charakter zeugt.

Man stelle sich vor, man würde der Wissenschaft vorwerfen, heute vielfach andere Dinge zu behaupten, also noch vor 100 Jahren. Wer so denkt, hat weder das wissenschaftliche Prinzip noch den Zweck von Wissenschaft überhaupt verstanden.

Es stimmt, dass ich vor 15, 20 Jahren zu verschiedenen Fragen der Aquaristik noch andere Ansichten vertreten habe. So war ich dereinst der Ansicht, man müsse Fische im Aquarium in einem Wasser halten, das im Chemismus dem des natürlichen Lebensraums zumindest möglichst nahe kommt. Aufgrund der mitunter hitzig geführten Diskussionen über das Thema – unter anderem in der Newsgroup DRTA –, habe ich mich aber eingehend mit dem Problem befasst. Dabei habe ich erkennen müssen, dass sowohl die aquaristische Praxis als auch wissenschaftliche Erkenntnisse diese Ansicht zumindest in der vertretenen Dogmatik und Pauschalität unhaltbar machen.

Im Gegensatz zu AquaRichtig habe ich meine Ansichten also an die geänderte Erkenntnis- und Kenntnislage angepasst. Bei AquaRichtig hält man das offenbar für eine Verfehlung. Diese Haltung spiegelt sich entsprechend in den aquarichtigschen Beiträgen und der Art der Argumentationsführung darin wieder. AquaRichtig halte ich daher für wissens- und wissenschaftsfeindlich.

Zur konkret gegenständlichen Frage, was artgerechte Haltung (insbesondere von Süßwasserfischen im Aquarium) bedeutet: Ich lehne die verbreitete Ansicht, dass die artgerechte Haltung von Süßwasserfischen im Aquarium nur dann möglich ist, wenn die Bedingungen im natürlichen Lebensraum soweit wie möglich kopiert werden, ab. Dies begründet sich zum einen aus grundlegenden Prinzipien der (Aut)ökologie als auch aus Erkenntnissen der Fischphysiologie sowie nicht zuletzt aus den Erfahrungen in der aquaristischen Praixs. Denn dies würde konsequent zuende gedacht auch bedeuteten, dass es keine Probleme mit (invasiven) Neobiota geben kann. Außerhalb des angestammten Lebensraums kann es keinen weiteren Lebenssraum geben, der in allen Faktoren identisch mit diesem ist. Was aber anhand der restriktiven Definition von arterechter Haltung denknotwendig erforderlich ist. Wie kommt es aber zu Massenvermehrung in einem Lebensraum, der qua Definition nicht artgerecht ist?

Die Wirklichkeit führt die restriktive Auslegung des Prädikats „artgercht“ ad absurdum. Jedes Lebewesen hat für jegliche Umweltfaktoren artspezifisch mehr oder weniger große Toleranzen. Aus dem Umstand, dass eine Fischart in der Natur in weichem (und womöglich dabei auch saurem) Wasser lebt, lässt sich nicht zwingend der Schluss ziehen, dass ein Wasser mit diesen Eigenschaften auch zur Haltung im Aquarium erforderlich ist. Das mag zwar in bestimmten Fällen zutreffen, in anderen aber wiederum nicht.

AquaRichtig gesammelter Unsinn über… Rechtsnormen für die Haltung von Aquarienfischen

Zu den in Deutschland geltenden Rechtsnormen für die Haltung von Aquarienfischen hat man bei AquaRichtig ebenfalls spezielle Ansichten. AquaRichtig spricht von einem Tierschutz Gesetz für die Haltung von Zierfischen[1] und in diesem Tierschutzgesetz, auch für Zierfische seien Haltungs-Bedingungen […] klar geregelt[2]. Im Beitrag Leitungs-Wasser eine Gefahr für das Aquarium und die Fische führt man dazu folgendermaßen aus:

„[…]Zierfische [werden] zu schätzungsweise 80% in Aquarien gehalten die ihrem Anspruch nicht gerecht werden und dem Tierschutzgesetz für die Haltung exotischer Fische teilweise eklatant widersprechen. Das Tierschutzgesetz beinhaltet nur geringe Toleranzen für die Haltung von Zierfischen in Bezug auf pH-Wert, Härte, Leitwert und Aquariengrößen für die jeweiligen Arten“.

Das Tierschutzgesetz macht aber überhaupt keine konkreten Angaben zu chemischen Wasserparametern, Behältergrößen oder der Temperatur, weder spezifisch noch generell. Lediglich §2 TschG äußert sich ganz allgemein zu den Anforderungen an Tierhaltung und -halter generell:

„Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,

  1. muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,
  2. darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,
  3. muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen“.

AquaRichtig verweist auch gar nicht auf das Tierschutzgesetz (TschG), sondern auf den tabellarischen Teil des „Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Zierfischen (Süßwasser)“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Es handelt sich folglich nicht um ein Gesetz, sondern um ein – mittlerweile 20 Jahre altes – Gutachten. Das Gutachten ist zudem nicht rechtsverbindlich, was aus dem Kommentar des BMEL auch ausdrücklich hervorgeht:

„Die Gutachten / Leitlinien sind zwar nicht rechtsverbindlich, sie unterstützen aber Tierhalter, zuständige Behörden und Gerichte bei der Entscheidung, ob eine Tierhaltung den Vorschriften des Gesetzes entspricht“.

Wie gering sind nun die Toleranzen im Gutachten für den pH-wert und die Wasserhärte bei Weichwasserfischen? Als Paradebiespiel für den klassischen Weichwasserfisch wird seitens AquaRichtig mehrfach der Rote Neonsalmler, Paracheirodon axelrodi genannt. Welche Grenzwerte setzt das Gutachen also beim Roten Neon? In der anhängige Tabelle des Gutachtens wird für den Roten Neon der pH-Wert-Bereich I–II) = pH 5,0 – 7,5 festgelegt. Für die Wasserhärte fordert das Gutachten den Härtebereich I ohne Abweichung nach oben, was einer Gesamthärte von 15° GH (zudem darf die Wasserhärte nicht wesentlich (3 dGH) über- oder unterschritten werden) entspricht. Da weiterhin für die dauerhafte Pflege mittlere Werte anzustreben sind, sollte der pH-Wert zur Pflege von Paracheirodon axelrodi also um 6 und die Wasserhärte um etwa 10°d GH liegen. Die von AquaRichtig vertretene und mit den geltenden Rechtsnormen untermauerte restriktive Forderung nach sehr weichem, saurem Wasser spiegelt sich also im Gutachten nicht wieder. Grenzwerte für die elektrische Leitfähigkeit nennt das Gutachten – im Widerspruch zu aquarichtigschen Behauptung – übrigens nicht. Der Begriff kommt im Gutachten nicht einmal vor.

AquaRichtig und Norbert Dörre:
gemeinsam auf dem Holzweg

AquaRichtig vertritt die steile These, tropische Fische und Pflanzen würden bei einer Wasserhärte über 10° dGH Zellschäden erleiden.

Im Artikel Trinkwasser, eine Gefahr für das Aquarium und die Fische schreibt AquaRichtig beispielsweise, dass eine GH über 10 […] auf Dauer das Zellsystem von Fischen und Pflanzen schädigt.

Daneben hat sich AquaRichtig bereits zuvor im Artikel Diskus Haltung im Aquarium wie in der Natur wie folgend geäuß:ert:

„Trotzdem ist der Diskus kein Problemfisch und auch nicht anfällig, wenn dieser richtig gehalten und gepflegt wird. Dazu gehört auf jeden Fall das richtige Wasser mit niedrigem pH Wert weil die Haltung dieses Fisches in Leitungswasser widernatürlich ist und den Fisch, wie alle Weichwasserfische in hartem Wasser stresst und belastet“.

Das bekommt durch den Umstand, dass von AquaRichtig zufällig auch Vollentsalzer sehr offensiv – um nicht zu sagen marktschreierisch – beworben und angebotenen werden, einen gewissen Beigeschmack.

Bestärkt sieht man sich in dieser Ansicht offenbar durch einen Artikel von Norbert Dörre:

„In Bezug auf die Fische und Tierquälerei ist der Artikel von Norbert Dörre sicher nicht uninteressant“.

Allerdings gehe ich aufgrund des Kontextes davon aus, dass man sich auf Dörres Wassereigenschaften – Warum weiches Wasser? bezieht. AquaRichtig greift nämlich auf die gleichen irrigen Grundannahmen zurück, die auch Dörre vertritt:

„Mit vermehrter Wasseraufnahme durch das falsche Wasser gelangen auch mehr Salze in seinen Körper die dieser [Anm. der Fisch] wieder abscheiden muss. Dies geschieht vorwiegend über seine Nieren die dabei erheblich belastet und geschädigt werden. Die Quittung sind dann Anfälligkeit gegen Krankheiten und im schlimmsten Fall sogar oft ein plötzlicher und anscheinend unerklärlicher Tod“.

[AquaRichtig: Diskus Haltung im Aquarium wie in der Natur]

Mit Dörres Artikel habe ich mich bereits explizit im Beitrag Kritische Erörterung zum Artikel “Warum weiches Wasser?“ von Norbert Dörre befasst.

Statt die aufgestellten Behauptungen zur Auswirkungen der Wasserhärte auf Fische zu belegen, schweift AquaRichtig im Anschluss auf die Wassertemperatur und die klimatischen Bedingungen im Amazonasbecken ab. Einen Zusammenhang zum angeblich durch die Wasserhärte verursachten Schäden an den Fischen kann ich nicht erkennen.

Auf die näheren Zusammenhänge bin ich bereits im Beitrag AquaRichtigs gesammelter Unsinn über … Osmoregulation bei Süßwasserfischen eingegangen.

Hier zeigt sich zum einen, dass man bei AquaRichtig die Begriffe Tropen und tropisch implizit mit dem Tieflandregenwald in den immerfeuchten Tropen und den hier herrschenden Bedingungen gleichsetzt. Diese gekürzte Betrachtung verdrängt zum einen, dass es in den Tropen auch ganz andere Vegetationszonen gibt (Savanne, Halbwüste, Wüste), zum anderen, dass viele Aquarienfische entweder nicht aus den Tropen stammen oder aber eben nicht aus den Tropen, wie man sie sich bei AquaRichtig vorstellt. Auch hier zeigt sich, dass man bei AquaRichtig vielmehr über das mentale Modell, die ausschnitthafte Vorstellung, die man von einer Sache hat spricht, als über die Wirklichkeit dieser Sache. Spricht AquaRichtig über die Tropen, dann meint man eher das, was man sich darunter vorstellt, als das, was die Tropen tatsächlich sind. So verhält es sich auch mit den Lebensbedingungen von Aquarienfischen in ihrem natürlichen Lebensraum und ihren ökologischen Ansprüchen. Konkret manifestier sich dies beispielsweise in den Behauptungen zu den diurnalen Temperaturschwankungen im Beitrag Differenztemperatur im Aquarium oder in den Behauptungen zur Wasserchmie tropischer Gewässer. Man stellt es sich bei AquaRichtig so vor, ob dies aber auch tatsächlich und vorallem verallgemeinerbar und flächendeckend so zutrifft, wird offenbar gar nicht erst geprüft.

Dass AquaRichtig die selben Argumente und irrigen Annahmen wie Dörre vertritt, geht sehr wahrscheinlich darauf zurück, dass man diese gutgläubig, unreflektiert und ungeprüft übernommen hat.

Hier unterliegt AquaRichtig (zum wiederholten Mal) dem Bestätigungsfehler. Das Internet bietet nämlich für jede auch noch so abstruse Ansicht Inhalte, die sich scheinbar für deren Bestätigung eignen. Dabei geht es darum, kritisch zu hinterfragen, ob eine Ansicht sachlich richtig ist, ob sie anhand des Evidenzkanon haltbar ist. Wer jedoch nur Quellen wahrnimmt und als vertrauenswürdig betrachtet, welche die eigene – ohnehin schon unumstößlich gefestigte – Position bestätigen, der kommt gar nicht erst so weit, sie kritisch zu hinterfragen. AquaRichtig formuliert die in den eigenen Artikeln vertretenen Thesen nicht nach Betrachtung der Belegsituation, sondern pickt sich aus der Vielfalt der Veröffentlichungen offenbar diejenigen heraus, welche die bereits zuvor feststehende Ansicht bestätigen.

AquaRichtig hat bei Kritik auch schon an anderer Stelle auf Dörres Artikel als Beleg für die vertretene These hingewiesen:

„Aber Vorsicht, denn hier sog sich der Schreiber auch nichts aus den Fingern und es gibt auch den kompletten Text mit Links zu den Fachautoren, die dieses publizierten“.

Auch hier ist anzunehmen, dass man sich auf den oben genannten Beitrag Dörres bezieht. Wo in diesem die Publikationen welcher Fachautoren genannt sind, die Dörre als Belegstellen für den Artikel dienen sollen, ist mir schleierhaft. Dörre führt in seinem Artikel nämlich gar keine Quellen als Beleg- oder Fundstellen an.

AquaRichtigs gesammelter Unsinn über …
Osmoregulation bei Süßwasserfischen

Auch zur Osmoregulation von Süßwasserfischen gibt es alternative Fakten bei AquaRichtig:

„Hierüber aber mehr zu dem Thema Osmosesystem der Fische und hier nur kurz erwähnt, dass Weichwasserfische im Körper einen höheren osmotischen Druck als den des sie umgebenden Wassers haben. Der Fisch muss mehr Wasser aufnehmen um den Druck aus zu gleichen.[…] Mit vermehrter Wasseraufnahme durch das falsche Wasser gelangen auch mehr Salze in seinen Körper die dieser wieder abscheiden muss. Dies geschieht vorwiegend über seine Nieren die dabei erheblich belastet und geschädigt werden. Die Quittung sind dann Anfälligkeit gegen Krankheiten und im schlimmsten Fall sogar oft ein plötzlicher und anscheinend unerklärlicher Tod“.

[AquaRichtig: Diskus Haltung im Aquarium wie in der Natur]

AquaRichtig verweist dabei auf den Wikipedia-Eintrag Osmoregulation. Darin findet sich die folgende Passage:

„Süßwasserfische sind hyperosmotische Regulierer. Sie haben einen höheren osmotischen Wert im Körperinneren als ihre Umgebung und nehmen deshalb Elektrolyte mit den Kiemen aktiv aus dem umgebenden Wasser auf. Das dabei mit aufgenommene, überschüssige Wasser wird über den Urin wieder ausgeschieden, der deshalb sehr verdünnt ist.“

Laut AquaRichtig müssen Süßwasserfische [im Wortlaut Weichwasserfische] aber offenbar aktiv Wasser aufnehmen, um den osmotischen Druck auszugleichen. Denknotwendig mit dem Ziel, den osmotischen Wert in ihrem Körper dem des umgebenden Wassers anzugleichen. Dann wären sie aber nicht Osmoregulierer, sondern Osmokonformer. Osmokonformer sind Organismen, die den osmotischen Wert ihres Köperinneren an den den umgebenden Mediums anpassen. Gerade das tun Knochenfische aber nicht, weder im Süßwasser noch im Meerwasser.

Osmose und osmotischer Druck

Der osmotische Druck ergibt sich immer abhängig vom konkreten Bezugssystem zweier von einer halbdurchlässigen Membran getrennter Lösungen. Ein solches System stellt der Fischkörper mit dem umgebenden Wasser zwar dar. Ohne aber die osmotischen Verhältnisse in Fisch und Wasser zu kennen, kann keine Aussage darüber getroffen werden, in welchem osmotischen Zustand sich dieses osmotische System befindet.

Der osmotische Wert im Körper (Blut, Hämolymphe, Interstitialflüssigkeit) von Süßwasserfischen beträgt etwa 300 Milliosmol pro Liter (mOsmol/l). Zwischen „Weichwasserfischen“ und „Hartwasserfischen“ gibt es dabei keinen Unterschied. Süßwasser liegt im Bereich von <1 bis etwa < 50 Milliosmol pro Liter. Als Faustregel kann gelten: je härter das Wasser, desto ionenreicher ist es, desto mehr Osmolyte enthält es, desto höher ist sein osmotischer Wert. Als sehr grobe Annäherung kann man pro 1°d GH etwa 1 mOsmol/l annehmen. Wasser mit > 20 mOsmol/l ist also regelmäßig ein sehr hartes Wasser > 20°d GH. Der Körper von Süßwasserfischen ist folglich gegenüber Süßwasser immer deutlisch hyperosmotisch, auch gegenüber sehr, sehr hartem.

Osmoregulation bei Süßwasserfischen

Süßwasserfische müssen daher weder aktiv Wasser aufnehmen, um den osmotischen Druck auszugleichen, noch nehmen sie überhaupt aktiv Wasser auf, noch gleichen sie als Osmoregulierer überhaupt den osmotischen Druck aus. Das Wasser strömt aufgrund des höheren osmotischen Wertes im Fischkörper durch das Prinzip der Osmose von selbst in den Fisch hinein. Dabei gelangt im idealisierten Modell nur Wasser in den Fisch, nicht aber darin gelöste Salze oder andere Substanzen.

Tatsächlich verlieren Süßwasserfische über die für Ionen nicht völlig impermeable Haut Salze an das Umgebungnswasser. Diese Salze beziehungsweise deren Ionen (Elektrolyte) nimmt der Fisch mit speziellen Membranstrukturen vornehmlich auf den Kiemen und im Rachen wieder aus dem Wasser auf. Zudem aus dem Nahrungsbrei im Verdauungstrakt. Grundsätzlich können Ionen daher auch über die Haut vom Wasser in den Fischkörper gelangen. Vorausgesetzt, das Wasser ist gegenüber dem Fischkörper hyperosmotisch, weist also einen höheren osmotischen Wert auf, trifft das auch zu. Bei Süßwasser ist das aber nie der Fall.

Die Behauptung, dass Weichwasserfische im „falschen Wasser“ (= hartem Wasser) mit der vermehrten Wasseraufnahme auch vermehrt die darin gelösten Salze aufnehmen, ist also in zweierlei Hinsicht schlicht Unsinn. Zum einen nimmt der osmotische Unterschied zwischen Fischkörper und Wasser mit steigendem Salzgehalt (steigender Wasserhärte) des umgebenden Wassers ab. In hartem Wasser strömt nach den Gesetzen der Osmose also gerade weniger Wasser in den Fisch hinein, nicht mehr. Zudem widerspricht es dem Prinzip der Osmose, dass nicht nur das Lösemittel Wasser durch die Membran (= Haut) dringt, sondern auch darin gelöste Substanze wie Salze und deren Ionen.

Alle diese Informationen sind auch dem verlinkten Wikipedia-Eintrag zur Osmoregulation zu entnehmen.

Auch der Verweis auf eine höhere Belastung der Niere in hartem Wasser entbehrt jeder Grundlage. Die Niere von Süßwasserfischen dient vornehmlich dazu, überschüssiges, durch Osmose in den Körper eingedrungenes Wasser auszuscheiden und dabei den unweigerlichen Elektrolyt-Verlust so weit wie möglich zu vermindern. Wenn überhaupt, dann muss die Niere nich in hartem, sondern in weichem Wasser mehr Arbeit leisten, da durch den größeren osmotischen Unterschied in weichem Wasser mehr Wasser in den Fisch eindringt und wieder ausgeschieden werden muss.
AquaRichtig versucht hier also nur wieder, eigene Fantasieprodukte mit Verweis auf eine Quelle zu untermauern. Das spricht deutlich dafür, dass man bei AquaRichtig die Hausaufgaben nicht gemacht hat. Verlinken kann man offenbar, mit dem Lesen und Verstehen hapert es aber.

Der osmotische Wert von Fischeiern

Eine weitere steile These in diesem Zusammenhang liefert AquaRichtig mit der Behauptung, dass in den Fischeiern von Weichwasserfischen […] der osmotische Druck […] wesentlich geringer als zum Beispiel im Fischkörper selbst sei. Wie gewohnt gibt es bei AquaRichtig weder einen Beleg noch eine konkrete Angabe für diese Behauptung.

Es drängt sich die Frage auf, wieso nun gerade die Keimzellen einen völlig anderen osmotischen Wert aufweisen sollen, als alle anderen Zellen im Fischkörper. Zumal sich gerade aus der Eizelle neues Leben entwickeln soll, weshalb sie alle dazu erforderlichen Nährstoffe beinhalten muss. Denn bei eierlegenden Fischen findet während der Eientwicklung keine Nährstoffzufuhr von Außen mehr statt. Die Nährstoffe selbst sind zu großen Teilen Osmolyte. Wäre der osmotische Wert innerhalb der Eizelle derart niedrig, könnten hier keine nennenswerten Nährstoffe vorhanden sein, aus denen sich die Fischlarve entwickeln soll.

Da es hier sowohl an einem Beleg für die Behauptung fehlt und die Behauptung in Anbetracht bekannter Tatsachen zudem extem unplausibel ist, handelt es sich hier wahrscheinlich also wieder nur um ein aquarichtigsches Hirngespinst

Osmose und pH-Wert

Zudem zieht man diese Steile These als Begründung dafür heran, dass die Zucht des Diskus und vieler anderer Weichwasserfische in alkalischem Wasser unmöglich sei. AquaRichtig stellt hier unzulässigerweise eine unmittelbare Verbindung zwischen osmotischem Wert und pH-Wert her. Wie alle Ionen tragen zwar auch die für den pH-Wert verantwortlichen H+ und OH-Ionen zum osmotischen Wert eines Wassers bei. Im aquaristisch relvanten pH-Wert Bereich ist selbst bei großzügiger Abgrenzung dieses Bereichs zwischen pH 4 und 9, die Konzentration dieser Ionenspezies (c H+ / OH = {0,000001…0,1} mMol/l) aber so niedrig, dass sie keinen nennenswerten Anteil an der Gesamtmenge der im Wasser gelösten Salze und anderen Osmolyte haben.

Belegstellen, weiterführende Literatur und externe Links

  1. de.wikipedia.org: Osmose
  2. de.wikipedia.org: Osmoregulation

weiterführende Literatur:

  • Evans, D. H. et al. (2007): The Physiology of Fishes; 3rd Edition

AquaRichtigs Unsinn über …
plötzlichen Fischtod durch Lungenödeme

Ein weiteres Schmankerl aquarichtigscher Kompetenz ist die Behauptung in Ammoniak im Aquarium, dass von Ammoniak verursachte […]Lungenödeme für plötzlichen Fischtod verantwortlich seien.

Nun führt Ammoniak zwar tatsächlich zu Lungenödemen. Jetzt aber die Preisfrage: Wie viele Fischarten verfügen über Lungen? Ja, es gibt da beispielsweise die Lungenfische oder Dipnoi oder die Flösselhechte und -aale. Nur sind diese wenigen Arten aber weder für alle Knochenfische noch für Aquarienfische repräsentativ, dass eine derartige Verallgemeinerung zulässig wäre.

Die Tatsache, dass Fische regulär über Kiemen atmen, sollte wohl auch bei AquaRichtig bekannt sein. Das lernst man aber wohl nicht beim Studium der Heilpraktik. Ein Paradebeispiel aquarichtigscher Sachkompetenz.

Lassen Sie sich also von AquaRichtig kein X für ein U vor machen, weil man dort meint, bei jedem Thema seinen Senf dazugeben zu müssen, obwohl man davon bisher noch nie etwas hörte und um mitreden zu können mal schnell googelt, um dann mit Quellen und halb verstandenem Inhalt auf zu warten[1]. Vielleicht meint man aber auch, dass die Fische verhungern, weil die Pflegeperson an einem durch Ammoniak aus dem Aquarium verursachten Lungenödem gestorben ist.