AquaRichtigs gesammelter Unsinn über …
Spaltöffnungen bei Wasserpflanzen

Wie man den Äußerungen an verschiedenen Stellen (u. a. in [1];[2];[3];[4]) entnehmen kann, ist man bei AquaRichtig der Auffassung, dass Wasserpflanzen keine Spaltöffnungen besitzen.

Mitlerweile hat man bei AquaRichtig wohl Einsicht gewonnen besteht aber darauf, dass man mit dem Begriff „Wasserpflanzen“ ausschließlich Unterwasserpflanzen meint und immer schon gemeint hat. Mag sein. Nur hat man das erst sehr spät zum Ausdruck gebracht. Bei einem bloßen sematischen Missverstehen sollte es in Anbetracht der vorgetragenen Argumenten schnell als Streit um des Kaisers Bart erkannt worden und entsprechend angemerkt worden sein. Es mag also von der intendierten Aussage her ein Streit um des Kaisers Bart sein. Meinerseits war jedenfalls von beginn an ausdrücklich vorgetragen worden, dass dem Begriff „Wasserpflanzen“ nicht ausschließlich Unterwasserpflanzen gemeint sin, wi8e die Verweise auf Schwimmblattpflanzen wie Seerosen zeigen.

Nur sollte AquaRichtig auch schreiben, was gemeint ist, und sich nicht darüber echauffieren, wenn aufgrund der eigenen unsauberen Ausdrucksweise angeblich Aussagen unterstellt werden, die man nie gemacht hat (oder zumindest nicht zu machen beabsichtigt hat). Ich persönlich habe aber den Verdacht, dass es sich dabei nur um eine nachträgliche Schutzbehauptung handelt.

Die strittige Frage lautet hier also: „Besitzen Wasserpflanzen Spaltöffnungen?“ oder „Gibt es Spaltöffnungen bei Wasserpflanzen?“

Wenn eine Pauschalantwort auf diese Frage unbedingt gefordert wird, dann ist Ja richtiger als Nein. Denn die meisten Wasserpflanzen bilden Luft- oder Schwimmblätter aus, mit denen sie wie terrestrische Pflanzen an der Luft assimileren, Gasaustausch betreiben, Wasser verdunsten und die folglich auch Spaltöffnungen besitzen. Nur vergleichsweise wenige Arten sind an eine vollständig untergetauchte Lebensweise angepasst. Sie schieben keine Pflanzenteile über die Wasseroberfläche, mitunter mit Ausnahme von Blüten und Fruchtständen.

Vorgeplänkel

Bevor wir uns mit der Frage beschäftigen, ob Wasserpflanzen Spaltöffnungen besitzen, ist zu klären, was eine Wasserpflanze ist und welche Funktion Spaltöffnungen oder Stomata bei Pflanzen haben.

Spaltöffnungen bei Wasserpflanzen und AquaRichtig

„Wir verzichten hier darauf [Furmanek] zu zitieren, der behauptet, dass Wasserpflanzen (um diese geht es hier) über Spaltöffnungen der Blätter Nahrung aus der Luft aufnehmen könnten.“[…]

[…]„D. F. behauptet auch, dass Wasserpflanzen Ihre Nahrung kaum über die Wurzeln, sondern vielmehr über die Blätter aufnehmen würden. Falsch, denn bestimmte Pflanzenarten wie Echinodorus, Cryptocoryne, um nur die wichtigsten unserer beliebtesten Aquarienpflanzen zu nennen, nehmen die Nahrung als Wurzelzehrer hauptsächlich über die Wurzeln auf.
Spaltöffnungen haben diese längst nicht mehr.“

[AquaRichtig: Ammonium im Aquarium]

Bei AquaRichtig beruft man sich unter anderem auf „den Strasburger“ (Strasburger – Lehrbuch der Botanik) als belastbare Quelle für die Behauptung, dass Wasserpflanzen nicht über Spaltöffnungen verfügen. Dabei wird aber weder die beschworene Textstelle genannt, geschweige denn zitiert, noch wird definiert, was genau mit dem Begriff Wasserpflanzen gemeint ist.

Statt die betreffende Fundstelle zu zitieren oder eindeutig zu benennen, referiert man bei AquaRichtig eine Behauptung aus zweiter Hand, die auf „Strasburger – Lehrbuch der Botanik“ verweist.

„An zahlreichen Stellen in der botanischen Literatur (bekanntestes Bsp.: Strasburger – Lehrbuch der Botanik) kann man lesen, dass Wasserpflanzen ihre Kutikula extrem verdünnt haben und auf Spaltöffnungen komplett verzichten. Diese würden auch keinen Sinn machen, da unter Wasser kein Gasaustausch stattfinden kann“.

Was steht nun tatsächlich an den einschlägigen Stellen im Strasburger? Folgendes:

„Eine Ausnahme bilden beispielsweise submerse Wasserpflanzen, die keine oder eine stark durchlässige Cuticula besitzen (S.318) und infolgedessen Wasser über ihre ganze Oberfläche aufnehmen können“.

[1a]

„Wasserpflanzen könnenen submersen Organen oder mit Schwimmblättern die Nährelemente (und Wasser) direkt aus dem Wasser aufnehmen (daneben auch mit Wurzeln, falls vorhanden, aus dem Boden). Sie haben keine oder eine sehr durchlässige Cuticula. Die von Potamogeton lucens-Blättern beispielsweise ist für Wasser um 3 Zehnerpotenzen durchlässiger als die Cuticula von Landpflanzen“.

[1b]

„Wasserpflanzen haben meist keine grösseren Schwierigkeiten in der CO2-Versorgung. […] Bei untergetaucht lebenden Wasserpflanzen, denen Spaltöffnungen und meist auch Cuticula fehlen,(S.318), wird durch die gesamte Blattoberfläche entweder nur gelöstes CO2 oder zu sätzlich auch Ca(HCO3)2 aufgenommen“.

[1c]

Im „Strasburger“ wird also entgegen der Behauptung von AquaRichtig an keiner Stelle die Behauptung gestützt, dass Wasserpflanzen keine Spaltöffnungen besitzen. Jedenfalls nicht in der Auflage, welche ich vorliegen habe. Vielleicht hätte AquaRichtig hier doch besser in den „Strasburger“ schauen sollen, von dem man doch angeblich 2 Bände vorliegen hat? Die von AquaRichtig behauptete über jeden Zweifel erhabene Belegkraft hat der „Strasburger“ für die Behauptung also nicht.

Zudem sei angemerkt, dass obwohl laut AquaRichtig unter Wasser kein Gasaustausch stattfinden können soll, über die Blattoberfläche […] gelöstes […] CO2 aufgenommen wird. Ohne Gasaustausch dürfte es auch mit der Fotosynthese oder generell der Atmung unter Wasser schwierig werden. Das sollte auch ohne groß nachzudenken auffallen.

Zur weiteren Unterstützung zerrt man auch das mittlerweile nur noch archivarisch gepflegte Angebot „Botanik online“ der Universität Hamburg heran, worin allerdings auch die folgende Passage steht:

„Stomata kommen an allen oberirdischen Pflanzenteilen vor. Ihre Anzahl liegt in der Größenordnung von 100 – 300 / Quadratmillimeter, kann aber – artspezifisch – auch in viel weiteren Grenzen schwanken., ebenso variabel können auch die Verteilung und die Spaltendurchmesser sein. […] bei einigen submers lebenden Wasserpflanzen fehlen sie, bei anderen Wasserpflanzen hingegen sind sie normal ausgeprägt.“

[Botanik online: Spaltöffnungen (Stomata)]

AquaRichtig verweist darauf, dass Spaltöffnungen nur an den oberirdischen Pflanzenteilen vorkommen und sieht bei Wasserpflanzen darin offenbar einen Widerspruch. Nur wachsen Wasserpflanzen zwar unter Wasser, aber niemals unterirdisch = unter der Erde. Zumindest nicht mehr, als andere Pflanzen auch. Denn man muss nicht nur in der Lage sein zu lesen, sondern auch zu verstehen, wie AquaRichtig richtig erkannt hat.

Zu einem späteren Zeitpunkt folgte diese Aussage:

„Submerse Pflanzen haben keine Spaltöffnungen mehr und da beisst keine Maus einen Faden von ab“.

[Aquaristik – Aquarichtig]

AquaRichtig macht hier erstmals deutlich, dass man unter „Wasserpflanzen“ anscheinend ausschliesslich submerse Tauchblattpflanzen versteht. Das Interessante daran ist, das dies erst geschieht, nachdem eine der ursprünglichen Behauptung entgegenstehende Belegstelle aus einer von AquaRichtig selbst verwendeten Quelle ins Spiel gebracht wurde. Bis zu diesem Punkt bezog sich die Behauptung auf Wasserpflanzen ohne jegliche Einschränkung.

Aber selbst wenn man bei AquaRichtig mit Wasserpflanzen lediglich Hydrophyten meint, so fasst dieser Begriff immer noch Pleustophyten wie Wasserlinsen und Schwimmblattpflanzen wie Seerosen ein, die eben nicht submers wachsen. Vermutlich versucht man hier daher nur in Anbetracht der erdrückenden Faktenlage einen heimlichen definitorischen Rückzug. Irgendwie muss man die ursprüngliche Behauptung verteidigen, auch wenn man die Behauptung dazu so verändern muss, dass sie erheblich von ihrer ursprünglichen Fassung abweicht.

Im Gesamteindruck integriert man bei AquaRichtig sukzessive zuvor unberücksichtigte – da unbekannte – Fakten in die eigene Argumentation und den eigenen Standpunkt, als Reaktion auf entsprechende Argumente der Gegenseite. Dabei will man aber dennoch weiterhin den Eindruck vermitteln, die selbe Ansicht wie zu Beginn des Disputs zu vertreten.

AquaRichtigs krampfhafter Versuch, den Begriff Wasserpflanzen auf reine Unterwasserpflanzen eingrenzen zu wollen, ist also mindestens genauso lächerlich, wie der mir unterstellte Versuch unsere Aquarienpflanzen generell als Amphiphyten hin zu stellen [sic!]. Gemeint ist damit wohl meine Feststellung, dass viele Aquarienpflanzen keine reinen Unterwasserpflanzen sondern, sondern vielfach Amphiphyten sind (siehe dazu obiges Zitat aus Kasselmann, 2010).

Wie ich zu Beginn bereits gezeigt habe, ist der Begriff Wasserpflanze ist nicht gleichbedeutend mit Unterwasserpflanzen oder submersen Tauchblattpflanzen. AquaRichtig verweist allerdings auch auf den „Bestimmungsschlüssel für die aquatischen Makrophyten (Gefäßpflanzen, Armleuchteralgen und Moose) in Deutschland“:

„Dass Vallisnerien echte Makrophyten sind kann man im Link des Naturkundemuseums BW auf Seite 63 gut nach vollziehen.“

[Stellungsnahme zu den Ausführungen des Dennis Furmanek]

Offenbar sucht man hier, auch noch den Begriff Makrophyten mit Unterwasserpflanzen gleichzusetzen. Aus diesem Link des Naturkundemuseums BW kann allerdings nicht nur auf Seite 63 gut nach vollziehen […] dass Vallisnerien echte Makrophyten sind. Auf Seite 3 des Dokuments kann man auch noch schön nachlesen, was aquatische Makrophyten sind, nämlich:

„diejenigen Arten […], die aquatische Formen ausbilden […][sowie] Landformen der aquatischen Makrophyten.“

Auch aus den im Dokument gelisteten Arten kann eindeutig abgeleitet werden, dass der Begriff „aquatische Makrophyten“ nicht nur submerse, aquatile Arten meint.

Fazit und Schlussbemerkungen

In der Sache bleibt lediglich festzustellen, dass viele Wasserpflanzen zumindest in ihren terrrestrischen und emergenten Wuchsformen Spaltöffnungen ausbilden.

Des Pudels Kern ist offenbar ein fundamentales Missverständnis der Begriffe Wasserpflanze, aquatische Makrophyten und Amphiphyten von AquaRichtig, das man in machiavellistischer Manier mit allen Mitteln durchzusetzen sucht.

Belegstellen, weiterführende Literatur und externe Links