Auch zur Wasseraufbereitung durch Teilentsalzung hat man bei AquaRichtig ganz spezielle Ansichten:
„Es ist ein Trugschluss, dass die schwach saure Variante besser und idealer [sic!] zur Entfernung der Karbonathärte sein soll, wie es oft im Internet dar gestellt[sic!] wird. Der schwach saure Kationen-Austauscher nimmt lediglich Calcium-Hydrogencarbonat und Magnesium-Hydrogencarbonat, welches an die Kohlensäure gebunden ist auf. Calcium und Magnesium-Sulfate und Chloride, usw., verbleiben im Wasser, was bedeutet, dass diese und somit nicht alle Kationen entfernt werden.[…]“.
Dieser Logik folgend ist ein Vollentsalzer sogar noch besser zur Teilentsalzung, weil gleich alle Salze entfernt werden. Nur handelt es sich dann genau nicht mehr um eine Teilentsalzung. Genauso, wie es sich bei der Teilentsalzung mit stark saurem Kationentauscher genau nicht um die selektive Entfernung der Karbonathärte handelt. Die Teilentsalzung mit stark saurem Kationentauscherharz verfehlt den Zweck der selektiven Entcarbonisierung, genauso wie die Vollentsalzung den Zweck der Teilentsalzung verfehlt.
Schwach saure Kationentauscherharze wandeln die Karbonathärte (temporäre Wasserhärte) in Kohlensäure respektive Kohlendioxid um. Aus Calcium-und Magnesiumhydrogencarbonat wird Kohlensäure, die im aufbereiteten Wasser großteils als Kohlendioxid vorliegt und ausgast. Schwach saure Kationentauscher sind besonders gut zur Aufbereitung von Wässern geeignet, bei denen die Karbonathärte ≥80% der Gesamthärte ausmacht.
Stark saure Kationentauscherharze setzen dagegen sämtliche Salze in ihre Säuren um. Aus Natriumchlorid (NaCl) wird Salzsäure (HCl), aus Calciumsulfat (CaSO4) wird Schwefelsäure (H2SO4), aus Kaliumnitrat (KNO3) wird Salpetersäure (HNO3) und so weiter. Man erhält also am Ende kurzgefasst ein Gemisch verdünnter Mineralsäuren mit einem pH-Wert um 3. Je härter das aufbereitete Wasser, desto höher die Konzentration der Mineralsäuren und umso niedriger der pH-Wert. Mischt man dies mit unbehandeltem Wechselwasser, reagieren die Mineralsäuren mit dem darin vorhandenen Hydrogencarbonat („Karbonathärte“) weiter zu Wasser und Kohlendioxid. Prinzipiell führt man also mit dem mittels stark saurem Kationentauscher aufbereiteten Wasser eine Entcarbonisierung mit Mineralsäuren durch.
Interessant daran ist, dass man sich bei AquaRichtig gegen die Entcarbonisierung mit Mineralsäuren wie Salzsäure ausspricht. Säuren bekannter Konzentration und Zusammensetzung, wohlgemerkt:
Die ganz harten Profis raten zur Senkung des pH-Wertes Salzsäure zu verwenden. Wir haben ob dieser hirnrissigen Methode der pH-Senkung schon Diskus mit triefenden Schleimhäuten zu sehen bekommen. Gibt man Salzsäure dem Wasser zu bilden sich daraus pH-Wert senkende H+-Ionen und Chlorid-Ionen. Näher darauf ein zu gehen ist im Grunde müssig.
Wenn man diese hirnrissige Methode
noch hirnrisser, da durch unbekannte Zusammensetzung und Konzentration des Mineralsäuregemisches unvorhersagbar, durchführt, ist es offenbar in aquarichtigschen Augen dann wieder ein probates und preiswertes Medium um dauerhaft KH und pH
zu senken.
Bei mittels schwachsaurem Kationentauscher teilentsalztem oder entcarbonisertem Wasser hat man gerade nicht dieses Problem, seine Fische durch pH-Sturz und nachträglicher CO2-Aktivierung durch unkontrollierte Entcarbonisierung umzubringen und Diskus mit triefenden Schleimhäuten
sehen zu müssen. Ebensowenig, wie bei der Entcarbonisierung mit Mineralsäuren. Zur guten aquaristischen Praxis gehört auch, dass die Wasseraufbereitung außerhalb des Aquariums stattfindet und man den Wasserwechsel mit dem vollständig aufbereiteten Wasser durchführt.
Nachtrag vom 05.03.2020
Wenn ich es zwischem dem Gekeife richtig herauslese, ist man bei AquaRichtig also jetzt doch soweit, zu erkennen, dass mittels stark saurem Kationentauscher aufbereitetes Wasser unterm Strich ein verdünntes Gemisch von Mineralsäuren ist. So ist man auch zur Erkenntnis gekommen, dass diese Säuren wie Salz, Schwefel oder Salpetersäure […] wieder mit den Hydrogencarbonaten
reagieren und diese dabei zu Wasser und Kohlendioxid respektive Kohlensäure umgesetzt werden, wenn man dieses Wasser mit Leitungswasser verschneidet oder wieder aufsalzt. Die Preisfrage für AquaRichtig lautet jetzt: Was passiert mit den anionischen Säureresten wie Chlorid, Sulfat und Nitrat und worin besteht diesbezüglich der Unterschied zur direkten Entcarbonisierung mit den genannten Mineralsäuren, insbesondere mit Salzsäure? Haben Aquarienpflanzen dann kein Problem mit der erhöhten Chlorid-Konzentration im Wasser, bei der Entcarbonisierung mit Salzsäure aber schon? Wieso ist das so?
Denn die strittige These lautet, dass die durch die Entcarbonisierung mit Salzsäure erhöhte Chlorid-Konzentration (pro Senkung um 1°d KH knapp 13 mg/l) Fische und Pflanzen Schaden nehmen. Wird die Chlorid-Konzentration nicht erhöht, wenn die Entcarbonisierung mit dem Wasser aus einem stark sauren Kationentauscher, also einem verdünnten Gemisch mit unter anderem Salzsäure, ist das offenbar nicht der Fall. Warum gibt es dann nicht massenweise kippende Aquarien mit Matsch-Pflanzen und geschädigten nitrifizierenden Bakterien
? Tatsächlich wird die Chlorid-Konzentration nicht erhöht, wenn das gleiche Wasser zum Verschneiden verwendet wird, das auch durch den stark sauren Kationentauscher gelaufen ist. Die Chlorid-Konzentration ist bei beiden gleich. Neutralisiert man das Wasser allerdings mit Hydrogencarbonat haltigen Aufhärtesalzen, hängt es unmittelbar von deren Zusammensetzung ab, ob der Chlorid-Gehalt sich erhöht oder nicht. Da viele Aufhärtesalz-Mischungen unter anderem Calciumchlorid als leicht lösliches Calciumsalz und Wasserhärtebilnder enthalten, ist aber davon auszugehen, dass der Chlorid-Gehalt angeboben wird.
Alle weiteren von AquaRichtig für die Entcarbonisierung mit Mineralsäuren beschriebenen Katastrophenszenarien sollten aber dennoch eintreten. Interessant daran ist, dass am Ende ein Wasser herauskommt, das in seinen entscheidenden Eigenschaften kaum von einem Wasser abweicht, welches mit einem schwach sauren Kationentaucherharz aufbereitet wurde. Der einzige nennenswerte Unterschied ist nicht die Wasserqualität, sondern der erhöhte Aufwand.