AquaRichtigs Irrungen und Wirrungen zu Wasserpflanzen

Verschiedendste Äußerungen lassen auch zum Begriff „Wasserpflanze“ und den biologischen Eigenschaften von Wasserpflanzen ein recht eigenwilliges Verständnis bei AquaRichtig erkennen.

Bevor wir uns mit den steilen Thesen AquaRichtigs zu Wasserpflanzen beschäftigen, ist daher zu klären, was eine Wasserpflanze ist. Bei AquaRichtig hat man dazu offenbar wieder recht eigenwillige Ansichten zur Semantik verschiedener Begriffe aus diesem Kontext. Dabei versteht man bei AquaRichtig unter dem Begriff Wasserpflanze offenbar ausschließlich aquatische Tauchblattpflanzen wie beispielsweise die Wasserpest. Bereits Schwimmblattpflanzen wie die Seerosengewächse sind bei AquaRichtig aus der Gesamtschau heraus betrachtet damit bereits keine Wasserpflanzen.

Zunächst schauen wir uns daher verschiedentliche Definitionen des Begriffs Wasserpflanzen und der verwandten Begriffe Sumpfpflanze, (aquatische) Makrophyten, Amphiphyten, Hydrophyten und Helophyten an:

„Wasserpflanzen oder Hydrophyten […] sind Pflanzen, die ganz oder teilweise unter Wasser leben und sich sekundär an das Leben im Wasser angepasst haben. Wasserpflanzen kommen im Süß-, Brack- und Meerwasser vor.

[Wasserpflanze]

„Aquatic plants are plants that have adapted to living in aquatic environments (saltwater or freshwater). They are also referred to as hydrophytes or macrophytes“.

[Aquatic plant]

„A macrophyte is an aquatic plant that grows in or near water and is either emergent, submergent, or floating“.

[Macrophyte]

„[Als] aquatischen Makrophyten werden diejenigen Arten verstanden, die aquatische Formen ausbilden […] [sowie] Landformen der aquatischen Makrophyten“.

[Bestimmungsschlüssel für die aquatischen Makrophyten (Gefäßpflanzen, Armleuchteralgen und Moose) in Deutschland]

„Als Sumpfpflanzen, Helophyten […] werden solche Pflanzen verstanden, die in einem Untergrund wurzeln, der unter Wasser steht oder stärker vernässt ist, deren Blätter und Blüten sich jedoch fast immer im Luftraum befinden“.

[Sumpfpflanze]

Unter dem Begriff Wasserpflanzen oder aquatische Makrophyten werden folglich mit dem bloßen Auge erkennbare Pflanzen zusammengefasst, deren gemeinsames Merkmal eine mehr oder weniger starke Anpassung an ein Leben im und am Wasser ist. Die sematische Beziehung der verschiedenen Begriffe lässt sich wie folgend darstellen:

  • Wasserpflanzen – aquatische Makrophyten
    • Helophyten – semiterrestrisch/semiaquatisch
    • Amphiphyten – amphibisch
    • Hydrophyten – aquatil
      • Pleustophyten
      • Schwimmblattpflanzen (Nymphaeoide)
      • Tauchblattpflanzen (Elodeoide)

Der Begriff „Wasserpflanzen“ oder aquatische Makrophyten umfasst also ein breites Spektrum von unterschiedlich stark und auf unterschiedliche Weise an ein Leben im und am Wasser angepasster Pflanzenarten. Wasserpflanzen sind also nicht ausschließlich solche Arten, die gänzlich submers leben, eventuell mit Ausnahme von Blüten und Fruchständen.

Insbesondere die Abgrenzung zwischen Wasserpflanzen und Sumpfpflanzen und zwischen Amphiphyten und Helophyten ist gerade für solche Arten uneinheitlich, die sowohl reine Wasser- als auch reine Landformen bilden. Der Begriff Sumpfpflanze beschreibt Amphiphyten (meist für deren Landform) und Helophyten. Helophyten können zwar in untergetauchtem Substrat wurzeln, aber meist nicht dauerhaft unter Wasser assimilieren und damit überleben, da sie nicht die dazu nötigen Anpassungen aufweisen.

Gerade in der Aquaristik sind die Amphiphyten bedeutend, denn die wenigsten Aquarienpflanzen sind Wasserpflanzen (Hydrophyten) im engen Sinn (Euhydrophyten). Aquaristisch bedeutend sind beispielsweise verschiedene Arten der Gattungen Vallisneria, Elodea oder Potamogeton. Das Grós der Aquarienpflanzen sind allerdings amphibische Pflanzen, die am natürlichen Standort regelmäßig als rein terrestrische Formen auftreten. Dazu Kasselmann (2010):

„Nur wenige Aquarienpflanzen stellen echte Wasserpflanzen dar, bei denen eine Nährstoffaufnahme sowohl über die Wurzeln, als auch mit der gesamten Oberfläche erfolgt. Den grössten Teil der Aquarienpflanzen bilden Sumpfpflanzen, die im Unterschied zu den echten Wasserpflanzen meistens ein kräftiges Wurzelwerk entwickeln und den Hauptbedarf der zum Wachstum benötigten Nährstoffe dem Bodengrund entnehmen. Dabei verhalten sich nicht alle Pflanzen gleich, sondern die aufgenommene Menge und die Zusammensetzung der Nährstoffe sind artspezifisch und in grossem Maße abhängig vom Bodengrund“

Kasselmann, C. (2010; S.13f.)

Insbesondere im Zusammenhang mit der Aquaristik und Aquarienpflanzen ist es daher doppelt unsinnig, den Begriff Wasserpflanze im Zuge der Privatdefinition auf rein submers lebende Arten mit Unterwasserblättern beschränken zu wollen.

AquaRichtig und die Wasserpflanzen

Spricht man bei AquaRichtig von Wasserpflanzen, meint man damit offenbar nur die submersen (untergetauchten) Wasserpflanzen im Aquarium[1]. Seerosen, die auf der Wasseroberfläche durchaus Spaltöffnungen haben und brauchen sind bei AquaRichtig zwar auch irgendwie Wasserpflanzen, sind aber mit dem Begriff nicht gemeint. Vermutlich, weil sie an der Oberseite ihrer Schwimmblätter Spaltöffnungen haben (epistomatische Blätter).

Bei AquaRichtig liest man auch das Folgende:

Heute, 11.11.2013 bekam ich eine Fülle von Informationen über die Funktionen der Makrophyten (Wasserpflanzen), auch über Amphiphyten, Helophyten und Hydrophyten, die ich in den nächsten Tagen dann für jeden verständlich dokumentieren werde“.

[AquaRichtig]

AquaRichtig hat man also herausgefunden, dass Wasserpflanzen auch als Makrophyten bezeichnet werden und dass es auch noch Helophyten und Amphiphyten gibt.

Makrophyten, Hydrophyten, Amphiphyten, Helophyten und Wasserpflanzen á la AquaRichtig

Bei AquaRichtig scheint es dabei einen Unterschied zwischen (aquatischen) Makrophyten und echten (aquatischen) Makrophyten zu geben, weil AquaRichtig betont, dass Vallisnerien echte Makrophyten sind.

Den Unterschied zwischen Makrophyten und „echten“ Makrophyten kennt aber offenbar nur AquaRichtig, selbst.

Als Belegstelle führt man bei AquaRichtig den Bestimmungsschlüssel für die aquatischen Makrophyten (Gefäßpflanzen, Armleuchteralgen und Moose) in Deutschland an. Aus diesem Link des Naturkundemuseums BW kann man nicht nur auf Seite 63 gut nach vollziehen […] dass Vallisnerien echte Makrophyten sind. Auf Seite 3 des Dokuments kann man auch schön nachlesen, was aquatische Makrophyten überhaupt sind, und zwar:

„[Als] aquatischen Makrophyten werden diejenigen Arten verstanden, die aquatische Formen ausbilden […] [sowie] Landformen der aquatischen Makrophyten.“.

[Bestimmungsschlüssel für die aquatischen Makrophyten (Gefäßpflanzen, Armleuchteralgen und Moose) in Deutschland]

Aus den gelisteten Arten und ihrer ökologischen Plastizität kann zudem eindeutig abgeleitet werden, dass der Begriff „aquatische Makrophyten“ nicht nur submerse, aquatile Arten meint, weil die Mehrzahl der gelisteten Arten auch Uferformen und rein terrestrische Vorkommen ausbildet.

Zwar werden die Landformen der aquatischen Makrophyten nicht behandelt, aber bei vielen Arten dennoch auf deren Existenz verwiesen.

In diesem von AquaRichtig herangezogenen Dokument wird unter anderem auch Shinnersia rivularis, das auch als Aquarienpflanze bekannte mexikanische Eichenblatt aufgeführt und zwar unter der Überschrift Makrophyten mit Schwimm-und Unterwasserblättern, letztere zerteilt oder unzerteilt. Das mexikanische Eichenblatt bildet eine emerse Form aus, bei welcher die Blätter sich unter anderem durch Behaarung von denen der submersen Form unterscheiden. Insofern, wie AquaRichtig zu belegen ersuchen sollte, dass Makrophyt mit Hydrophyt, Euhydrophyt, Limnophyt oder gar obligate Tauchblattpflanze gleichzusetzen ist, ist das ein Schuss ins Knie.

Zusammengefasst versucht man bei AquaRichtig wohl, eine Unvereinbarkeit der Begriffe Makrophyt beziehungsweise Wasserpflanze und Amphiphyt herbeizuzerren. Eine Pflanze soll also nach aquarichtigscher Ansicht nicht sowohl ein aquatischer Makrophyt (= Wasserpflanze) als auch ein Amphiphyt sein können. Dass dies schlichter Unsinn ist, ergibt sich zum einen aus der Bedeutung der beiden Begriffe als auch aus dem Kontext, in dem die Begriffe angewendet werden.

Die Amphiphyten sind eine Teilmenge der aquatischen Makrophyten. Eine Amphiphytenart ist also immer auch eine Art der aquatischen Makropyten. Allerdings sind nicht alle aquatischen Makrophyten auch Amphiphyten.

Auf diesem Wege sucht man offenbar auch die Behauptung, Wasserpflanzen könnten keine Nährstoffe mit den Wurzeln aufnehmen, zu untermauern. Laut AquaRichtig soll dies nur bei Amphiphyten zutreffen, sofern sie gerade emergent wachsen, also im Wasser wurzeln, aber an der Luft assimilieren. Irgendwie sind Amphiphyten denknotwendig bei AquaRichtig also dann doch wieder Wasserpflanzen.

Dabei handelt es sich aber auch nur um den Versuch, sich die Dinge so zurechtzubiegen, dass sie der aquarichtigsche Ansicht zu diesem Sachverhalt nicht widersprechen.

Im besten Fall können die Begriffe Hydrophyt und Helophyt als Beschreibung der konkreten aktuellen Wuchsform einer individuellen amphibischen Pflanze verstanden werden. Die gänzlich untergetauchte Wasserform wäre dann ein Hydrophyt, die emergente und terrestrische Wuchsform ein Helophyt. Bei AquaRichtig scheint genau dies der Fall zu sein. Man benutzt den Begriff Wasserpflanze, Sumpfpflanzn, Hydrophyt, Amphiphyt oder Helophyt nicht im fachlichen Sinne zur Beschreibung der ökologischen Plastizität einer Pflanzenart im Bezug auf den Lebensraum Wasser, sondern um einen ganz konkreten Ist-Zustand zu beschreiben, in dem eine konkrete individuelle Pflanze sich gerade befindet. Ein Amphyphyt ist bei AquaRichtig deshalb nicht eine Pflanzenart, die sowohl als submerse Wasserform (= Wasserpflanze) als auch als (semi)terrestrische Landform existieren kann, sondern eine einzelne Pflanze dieser Art, die just in diesem Moment im Wasser wurzelt, aber an der Luft assimiliert.

Fazit

Ich habe den Eindruck, dass man bei AquaRichtig erneut Begriffe benutzt, von deren Bedeutung man bestenfalls eine Vage Vorstellung hat. Anders ist die wiederholte unsinnige Verwendung verschiedener Begriffe nicht zu erklären. Wenn man beispielsweise bei AquaRichtig über die Eigenschaften von Wasserpflanzen spricht, dann sind mit dem Begriff Wasserpflanzen in der konkreten Äußerung offenbar immer nur solche gemeint, auf welche die jeweilige Aussage auch tatsächlich zutrifft. Sei es beispielweise Spaltöffnungen besitzen (oder auch nicht) oder Nährstoffe über die Wurzeln aufnehmen (oder auch nicht). Alle Arten, auf welche die Aussage nicht zutrifft, werden im Nachhinein ad hoc aus dem Definitionsbereich ausgeklammert. So kann die Aussage scheinbar auch dann ihre Gültigkeit behalten, wenn man mit widerstreitenden Fakten konfrontiert wird. Man legt sukzessive die Definition des Begriffs so aus, dass die behauptete Eigenschaft dem Begriff beziehungsweise dem damit beschriebenen Gegenstand letzlich untrennbar innewohnt.

Bei AquaRichtig haben also alle Wasserpflanzen die Eigenschaft X oder Y. Mit „Wasserpflanzen“ sind aber nur diejenigen Pflanzen gemeint, welche die Eigenschaft Y oder X auch tatsächlich besitzen.

Es fällt wieder auf, dass man bei AquaRichtig (Fach)Begriffe gar nicht, unklar oder auch widersprüchlich definiert und damit inhaltlich nicht klar ein- und abgrenzt. Stattdessen hat man offenbar nur eine diffuse, verschwommene Vorstellung davon, was beispielsweise mit Begriffen wie Wasserpflanze, Makrophyt, Hydrophyt oder Amphiphyt gemeint ist. Infolgedessen gibt es auch keine klare Linie für die Verwendung der Begriffe und für die Gegenstände, welche sie bezeichnen. Der Begriff Wasserpflanze, Makrophyt, Hydrophyt oder Amphiphyt kann daher in einem Satz dieses und im anderen Satz jenes bezeichnen, wie aus der Begriffsverwendung im jeweiligen Einzelfall denknotwendig hervorgeht.

Aus der mangelnhaften geistigen Durchdringung der einzelnen Begriffe resultiert ein mangelhaftes Erkennen der semantischen Beziehungen verwandten Begriffen. Deshalb kommt es auch zu unsinnigen Darstellungen. In der Folge kann bei AquaRichtig eine Pflanze dann nicht sowohl ein Makrophyt als auch ein Amphiphyt oder ein Hydrophyt sein.

Belegstellen, weiteführende Literatur und externe Links

  1. Aquaristik – Aquarichtig
  2. Bestimmungsschlüssel für die aquatischen Makrophyten (Gefässpflanzen, Armleuchteralgen und Moose) in Deutschland
  3. Kasselmann, C. (2010): Aquarienpflanzen. 3. Auflg. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart. ISBN 978-3-8001-5855-3

Sind 35 mg/l CO2 nun ausreichend oder mutig?

Auch hier erkennt man bei AquaRichtig nicht, dass man sich in Widersprüche verwickelt. Im Beitrag Vollentsalzer oder Osmose-Anlage – Pro und Contra heißt es zunächst:

„Ein weiterer Vorteil der Vollentsalzung ist, das [sic!] die eingestellten Wasserwerte nahezu konstant bleiben und man bei einer Karbonat-Härte von 2, mit einem pH von 6,2 auch ausreichend freies CO2 im Wasser hat“.

[Vollentsalzer oder Osmose-Anlage – Pro und Contra]

Konkret bedeutet dies, dass bei einer Karbonat-Härte von 2, mit einem pH von 6,2 eine CO2-Konzentration von etwa 35 mg/l im Wasser vorliegt. Kurz darauf heißt bei AquaRichtig dagegen:

„Osmosewasser kann man mit CO2 Zugabe auch sauer mit pH gut unter 7 einstellen ist auch eines der Argumente. Die Realität da aber völlig anders aus. Osmosewasser hat einen Ausgang von pH 7, bei Karbonat und Gesamt-Härte 0[.] Dieses Wasser sollte man auf jeden Fall auf eine Karbonat-Härte von 2 aufhärten. Dies ergibt dann wenigstens einen pH von 7,2[.] Eine Karbonat-Härte von 2 dann mit CO2 Zugabe auf einen Toleranz-Bereich für Weichwasser-Fische zu drücken erfordert schon aquaristischen Mut“.

[Vollentsalzer oder Osmose-Anlage – Pro und Contra]

Zunächst lässt sich die Karbonathärte überhaupt nicht durch CO2-Zugabe und dem damit verbundenen Anstieg der Kohlensäure-Konzentration drücken. Säuren können sich nicht aus ihren eigenen Salzen verdrängen, es wird lediglich die chemische Gleichgewichtslage verschoben. Das macht sich beim Kohlensäure-Hydrogencarbonat-System in der Veränderung des pH-Wertes bemerkbar. Zumal es völlig widersinnig ist, die kurz zuvor auf 2°d KH angehobene Karbonathärte unmittelbar darauf wieder senken zu wollen. Weiter als auf Null würde dies ohnehin nicht gelingen. Folgerichtig wäre es daher sinnvoll, die KH erst gar nicht soweit anzuheben oder dies gleich ganz zu unterlassen.

Vermutlich meint man daher eigentlich, dass es aquaristischen Mut erfordere, den pH-Wert bei einer Karbonat-Härte von 2 dann mit CO2 Zugabe auf einen Toleranz-Bereich für Weichwasser-Fische zu drücken. Die erforderliche CO2-Konzentration, um bei einer Karbonathärte von 2°d KH einen pH-Wert von beispielsweise 6,2 einzustellen, hält man also offenbar für bedenklich. Dazu sind allerdings ebenfalls etwa 35 mg/l CO2 erforderlich, weil es völlig egal ist, ob das Wasser nun mittels Ionentauscher oder Umkehrosmose entsalzt wurde. Bei AquaRichtig kommt es also für die toxikologische Bewertung der CO2-Konzentration im Wasser offenbar darauf an, wie das Wasser entsalzt wurde, nicht auf die CO2-Konzentration selbst.